dieser Bericht ist von unserer Trautel
die immer über die Wintermonate ins Warme flüchtet.
dieses Jahr hat sie wieder viele tolle Bilder in der Bildergalerie eingestellt
und zum besseren Verständnis
auch wieder diesen Bericht dazu geschrieben.

@Trautel hab vielen Dank dafür




------------------------------------------------------

Habe wieder den Winter in Goa verbracht. Wir haben uns dort eine Ferienwohnung gemietet. Mein Mann nicht mehr so gut laufen. Trotzdem kann mein Sohn und ich schon mal einige Tage herum reisen. Das Restaurant versorgt meinen Mann mit Essen.

Geld
Auf dieser Reise gab es eine – bislang einzigartige – Überraschung. Ich bin nun gute 20 Jahre jedes Jahr im Ausland aber Indien hat es einmal mehr geschafft mich zu überraschen. Ca. 1 Woche nach Ankunft habe ich in der Zeitung gelesen, dass alle 500ter und 1000sender Rupie-Geldscheine in 1 Woche ungültig werden. Zur Erklärung: 1 Euro = ca. 70 Rupie. Es gab 10, 20, 50, 100, 500 und 1000 Rupie-Scheine. Für ein Essen im Restaurant bezahlt man in der Regel 200 – 300 Rupie. Wie gesagt wurden von heute auf morgen die zu 80% benutzen 500 und 1000 Scheine als Ungültig erklärt. Das Problem bei der Sache war, dass es KEINEN Ersatz gab! Der Supermarkt hatte keine Zigaretten mehr, da die Zigarettenverkäufer nur Bargeld akzeptiert, die Privatschulen konnten die Lehrer nicht mehr bezahlen, da die Eltern der Kinder auch kein Bargeld mehr hatten. Die ganzen Pauschaltouristen aus Russland reisen mit Visa-Karte und Ohne Bargeld ein. – NORMALERWEISE – ist das ja auch völlig ausreichend! Aber zu dieser Zeit gab es einfach keine neuen Banknoten und die ganzen ATM’s (Geldautomaten) waren leer. Hier gab es regelrechte „Geheimtipps“ welcher ATM bei welcher Bank wann Geld „ausspuckt“. Nach einiger Zeit kamen dann die neuen 2000 Rupien Scheine. Wer für 500 Rupie im Supermarkt einkauft und mit einem 2000 Zahlt bekam als Rückgeld 15mal 100 Rupien-Scheine. VERSTÄNDLICHERWEISE „hortete“ jetzt JEDER seine 100 Rupien-Scheine. In Mumbai und Dehli wurden die ersten Proteste gemeldet. hier gab es Massen-Schlägereien, Banken wurden besetzt und Züge am weiterfahren gehindert. Kurz KAOS! Nach knappen 2 Wochen Entspannung ging es mit dem Flieger über Dehli nach Varanasi.



Varanasi

Die Ghats am Ganges

Wohl die älteste Stadt der Welt und Wallfahrtsort vieler Religionen, gelegen am Fluss Ganges. ( Von den Hindus liebevoll Mutter Ganga genannt )Von alters her wird hier gebadet und sich von seinen Sünden rein gewaschen. Der Fluss ist alles andere als sauber. Für uns unvorstellbar, dass hier noch nie Krankheiten oder Epidemien ausgebrochen sind. Am Fluss sind große Wäschereien, Verbrennungsanlagen, Leichenteile schwimmen darin und Kläranlagen sind unbekannt. Nach neusten Erkenntnissen der Wissenschaft hat das Wasser wirklich eine sich selbst reinigende Wirkung.
Wer hier in Varanasi stirbt und verbrannt wird erreicht gleich die Erleuchtung. So der Glauben der Hindus. Es gibt das Verbrennungs- Ghat am Fluss. Hier werden täglich bis zu 70 Leichen angeliefert. Auf Leitern auf-gebart und in Leinentüchern verpackt werden sie erst im Ganges gewaschen. Der Don (Verbrennungs- Meister, untere Kaste ) stapelt Holz auf, das aus einem heiligen Wald kommt. Die Leiche wird darauf gelegt, Sohn oder Mann des Verstorbenen geben Butter und Sandelholz darauf und zünden das Feuer an. Es sind bei dieser Zeremonie nur Männer zugelassen. Später wird die Asche dem Ganges übergeben. Bernd und ich saßen oft hier und schauten zu. Für uns seltsam an zu sehen, aber die Angehörigen waren keines Wegs traurig. Sie freuten sich dass der Verstorbene nun die Erleuchtung erreicht hat. In einem Haus hinter der Verbrennungs-Stätte warteten viele alte Menschen auf den Tot.
Hindus von außerhalb nehmen sich das Ganges-Wasser in großen Behältern mit nach Hause.
Zu den Ghats führen endlose Treppen hinunter zum Fluss. Hat den Vorteil dass hier keine Mopeds fahren können. Man trifft auch hier die heiligen Männer,die mit Asche angeschmiert, im Gebet verharren. Beeindruckend sind die riesigen Paläste aus der Zeit der Maharadschas. Man kann sich ein Ruderboot mieten und die Stadt vom Fluss aus bewundern. Die vielen Tempeln, große Paläste und Wäschereien wo noch mit der Hand gewaschen wird. Jeden Abend wird eine Zeremonie zu Ehren des Ganges abgehalten. 4-5 Priester ehren den Fluss mit Feuer Blumen und den Ruf durch eine Muschel. Danach setzen Menschen kleine Schiffchen aus Blumen und Kerzen aufs Wasser. Mögen ihre Wünsche alle in Erfüllung gehen.

Die Altstadt
Es ist ein Gewirr enger Gassen, die sich die Menschen mit Kühen, Ziegen und laut hupenden Mopeds teilen müssen. An den Seiten gibt es kleine Geschäfte und Essensstände, die auf Kohleöfen ihr Fett-gebackenes brutzeln. Es ist nicht so einfach hier weiter zu kommen. Rechts und links heißes Fett, viele Menschen und sture Kühe, dazu auf dem Boden dicke Kuhfladen. Trotzdem war es sehr interessant durch die Gassen zu laufen. Man sah immer etwas Neues, wir probierten den angebotenen Joghurt und sahen in so manchen Hinterhof.
Abends saßen wir oft auf der Treppe zum Fluss und sahen dem Treiben zu.
Da kamen die Hindus immer in großen Rudeln und immer sehr lautstark. Es war aber nicht böse gemeint. Wenn man ihre Ritualen respektiert und sich wie ein Gast verhält, kommt man mit ihnen schnell ins Gespräch.
Das Essen in Varanasi ist natürlich vegetarisch, aber sehr lecker.
Unser Hotel lag direkt am Fluss und war sehr gemütlich. Natürlich gab es auch WLAN im Haus. Da in der Altstadt kein Auto fahren kann, trugen unser Gepäck zwei Boys bis zur nächsten Straße.
Wieder in Goa angekommen empfanden wir es ruhig. Aber wir haben viel gesehen und erlebt
Trautel und Bernd
Ich blieb dann noch 4 Monate in Benaulim in Goa. Hatte mir ein altes Fahrrad gekauft und war fast jeden Tag am Strand. Das Problem mit dem Geld hatte sich dann nach 3 Monaten auch langsam normalisiert.