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#1

roter Mohn

in Poesie & Prosa 03.06.2017 19:47
von Uschi | 47.009 Beiträge | 49470 Punkte

Roter Mohn

Bild entfernt (keine Rechte)

Der Wald steht grün. Die Wiese ist mit Blüten
so reich besät wie dort das Aehrenfeld
mit rotem Mohn – dem vollen, lichtdurchglühten.

Es strotzt im Frühlingsschmuck die ganze Welt;
rings um mich her ein üppig Blühen, Prangen,
voll von Begehrlichkeiten und Lichtverlangen.

Hoch steht das Gras, gewiegt vom Windesfächeln.
Ganz still-verträumt seh ich den Halmen zu,
um meine Lippen spielt ein mattes Lächeln.

Der Wind küßt meine Stirn – warum nicht Du? . . . .
O du, o du, daß jetzt in dieser Stunde
dein Arm mich nicht umschlungen hält im Mohn,
daß heiße Küsse nicht von deinem Munde
auf meinen sehnsuchtsoffnen Lippen lohn! . . . . . .

Else Galen-Gube


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#2

RE: roter Mohn

in Poesie & Prosa 03.06.2017 19:49
von Uschi | 47.009 Beiträge | 49470 Punkte

Bild entfernt (keine Rechte)

Flechte mir Mohn ins Haar,
Glühenden Mohn,
Wie er im Sommerwind
Zwischen den Ähren
Leuchtend sich wiegt!
Singe das Schlummerlied,
Das mir die Mutter sang,
Von jenem Bäumelein
Mit seinen Träumelein
Und dem verschwundenen Grafen,
Vielleicht kann ich schlafen -

Streue mir Mohn aufs Herz,
Duftenden Mohn,
Wie er im Sonnenlicht
Zwischen den Ähren
Glutrot erblüht!
Singe das Liebeslied,
Das der Geliebte sang
Von jenem Königskind,
Das sich die Augen blind
Weinte vor Trauern und Sehnen,
Vielleicht find´ich Tränen -

Anna Kraus


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#3

RE: roter Mohn

in Poesie & Prosa 03.06.2017 19:57
von Uschi | 47.009 Beiträge | 49470 Punkte

Der Mohn

Bild entfernt (keine Rechte)

Wie dort, gewiegt von Westen,
Des Mohnes Blüte glänzt!
Die Blume, die am besten
Des Traumgotts Schläfe kränzt;
Bald purpurhell, als spiele
Der Abendröte Schein,
Bald weiß und bleich, als fiele
Des Mondes Schimmer ein.

Zur Warnung hört ich sagen,
Daß, der im Mohne schlief,
Hinunter ward getragen
In Träume schwer und tief;
Dem Wachen selbst geblieben
Sei irren Wahnes Spur,
Die Nahen und die Lieben
Halt' er für Schemen nur.

In meiner Tage Morgen,
Da lag auch ich einmal,
Von Blumen ganz verborgen,
In einem schönen Tal.
Sie dufteten so milde!
Da ward, ich fühlt es kaum,
Das Leben mir zum Bilde,
Das Wirkliche zum Traum.

Seitdem ist mir beständig,
Als wär es nur so recht,
Mein Bild der Welt lebendig,
Mein Traum nur wahr und echt;
Die Schatten, die ich sehe,
Sie sind wie Sterne klar.
O Mohn der Dichtung! wehe
Ums Haupt mir immerdar.

Ludwig Uhland (1787 - 1862)


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#4

RE: roter Mohn

in Poesie & Prosa 05.06.2017 12:18
von Lyn | 1.716 Beiträge | 2271 Punkte

Ich stehe der Dichtkunst nicht so nah, doch das ein oder andere Lese ich gern dazu. Es begleitet mich dann oft eine gewisse Zeit auf meinem Lebensweg,...

Gedichte sind oft der Spiegel des einzelnen oder einer ganzen Gesellschaft.


Seid gerecht. Sucht nicht Schuldige, sondern Ursachen,...

v. Werner Mitsch
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