Schlechte Zeiten
Mit schweren Schritten betritt ein außerordentlich korpulenter Geschäftsmann das teuerste Restaurant seiner Stadt, setzt sich pustend an einen Tisch mit edelstem Geschirr und lässt sofort die Kellner flitzen.
Nach einer Weile, inmitten seiner Schlemmerei, tritt ein alter Freund, den er lange nicht gesehen hat, an seinen Tisch und fragt: „Na, wie geht`s denn so ?"
Ohne seinen Teller aus den Augen zu lassen stöhnt der Gutbeleibte: „Ach, in diesen schlechten Zeiten! Mir geht es verdammt nicht gut !"
„Was, Dir geht es schlecht ?" wundert sich, die Augen aufreißend, der Freund. „So siehst Du aber nicht gerade aus, - Du schlemmerst hier den teuren Hummer und trinkst dazu den besten Wein. - Man sollte annehmen, dass Deine Geschäfte besser laufen als je zuvor."
„Da irrst Du dich gewaltig, mein Lieber", schnauft der Zweizentnermann zurück, „man muss sparen in diesen schlechten Zeiten, sparen, sparen." Er legt eine längere Verschnaufpause ein, nimmt einen Schluck Wein, wischt sich mit der Serviette über den Mund und meint dann: „Früher, - ja, früher, da konnte ich noch meine Frau zum Essen mitnehmen !"
© Horst Rehmann