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Einkehr
Bei einem Wirte wundermild
Da war ich jüngst zu Gaste.
Ein goldner Apfel war sein Schild
An einem langen Aste.
Es war der gute Apfelbaum
Bei dem ich eingekehret
Mit süßer Kost und frischem Schaum
Hat er mich wohl genähret.
Es kamen in sein grünes Haus
Viel leichtbeschwingte Gäste
Sie sprangen frei und hielten Schmaus
Und sangen auf das Beste.
Ich fand ein Bett in süßer Ruh
Auf weichen, grünen Matten
Der Wirt er deckte selbst mich zu
Mit seinem kühlen Schatten.
Nun fragt ich nach der Schuldigkeit.
Da schüttelt er den Wipfel
Gesegnet sei er allezeit
von der Wurzel bis zum Gipfel.
Uhland, Ludwig (1787-1847)
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Herbsttag
Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren, Und auf den Fluren Lass die Winde los. Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
Gib ihnen noch zwei südlichere Tage,
Dränge sie zur Vollendung hin und jage
Die letzte Süße in den schweren Wein.
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
Wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
Und wird in den Alleen hin und her
Unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
Rainer Maria Rilke (1875-1926):

Frühherbst
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Die Stirn bekränzt mit roten Berberitzen
steht nun der Herbst am Stoppelfeld,
in klarer Luft die weißen Fäden blitzen,
in Gold und Purpur glüht die Welt.
Ich seh hinaus und hör den Herbstwind sausen,
vor meinem Fenster nickt der wilde Wein,
von fernen Ostseewellen kommt ein Brausen
und singt die letzten Rosen ein.
Ein reifer roter Apfel fällt zur Erde,
ein später Falter sich darüber wiegt -
ich fühle, wie ich still und ruhig werde,
und dieses Jahres Gram verfliegt.
Agnes Miegel
(1879 - 1964)
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"Ach, nun bin ich zu
gar nichts mehr nütze!",
klagte ein Blatt, als es im
Herbst zur Erde fiel.
Da kam ein Käferchen
vorbei und schnappte sich
das Blatt, um darunter
seinen Winterschlaf zu
halten.
Und beim Einschlummern
dachte es: "Ein schöneres
Dach könnte ich mir nicht
wünschen!"
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Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah!
Die Luft ist still, als atmete man kaum,
Und dennoch fallen raschelnd, fern und nah,
Die schönsten Früchte ab von jedem Baum.
Oh stört sie nicht, die Feier der Natur!
Dies ist die Lese, die sie selber hält,
Denn heute löst sich von den Zweigen nur,
Was von dem milden Strahl der Sonne fällt.
-Christian Friedrich Hebbel -
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Herbstlied
Der Frühling hat es angefangen,
Der Sommer hat's vollbracht.
Seht, wie mit seinen roten Wangen
So mancher Apfel lacht!
Es kommt der Herbst mit reicher Gabe,
Er teilt sie fröhlich aus,
Und geht dann wie am Bettelstabe,
Ein armer Mann, nach Haus.
Voll sind die Speicher nun und Gaden,
Dass nichts uns mehr gebricht.
Wir wollen ihn zu Gaste laden,
Er aber will es nicht.
Er will uns ohne Dank erfreuen,
Kommt immer wieder her:
Lasst uns das Gute drum erneuen,
Dann sind wir gut wie er.
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
(1798 - 1874)
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Oktoberlied
Der Nebel steigt, es fällt das Laub;
Schenk ein den Wein, den holden!
Wir wollen uns den grauen Tag
Vergolden, ja vergolden!
Und geht es draußen noch so toll,
Unchristlich oder christlich,
Ist doch die Welt, die schöne Welt,
So gänzlich unverwüstlich!
Und wimmert auch einmal das Herz -
Stoß an und laß es klingen!
Wir wissen's doch, ein rechtes Herz
Ist gar nicht umzubringen.
Der Nebel steigt, es fällt das Laub;
Schenk ein den Wein, den holden!
Wir wollen uns den grauen Tag
Vergolden, ja vergolden!
Wohl ist es Herbst; doch warte nur,
Doch warte nur ein Weilchen!
Der Frühling kommt, der Himmel lacht,
Es steht die Welt in Veilchen.
Die blauen Tage brechen an,
Und ehe sie verfließen,
Wir wollen sie, mein wackrer Freund,
Genießen, ja genießen!
Storm, Theodor (1817-1888)
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Herbstnebel
Ringsum die Flut verhüllt,
Dunstig und grau. -
Das sind die Schleier feucht
Der Nebelfrau .-
Schattenhaft ragen auf
Sträucher und Baum.
Auf meiner Seele liegt
Ein schwerer Traum.
Zitternde Träne hängt
Am dürren Kraut.
Krächzend aus grauem Meer
Dringt Vogellaut.
Heimliches Raunen rings:
"Sommer ist tot!"
Gütiger Gott! Was bringt
Uns Winternot?
Theodora Korte
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Herbsttag
Oktobertag. Die Wolken fliehn,
Der Himmel blauschimmernde Seide,
Des Herbstes lodernde Farben glühn:
Festflammen auf brauner Heide.
Am Brombeerstrauch das Purpurblatt
Umschmeichelt die glänzende Beere,
Am Heidekraut träumt bleich und matt
Verspätete Blütenähre.
Die Birke im goldenen Königsgewand
Wiegt zitternd die schwankenden Zweige.
der schlummernde Wind hebt müde die Hand
und stimmt die Spielmannsgeige.
Er richtet sich auf und harft und geigt
In den Föhren, den dunklen, herben
Und alles neigt sich und lauscht und schweigt
dem Lied vom großen Sterben.
Theodora Korte

Herbstbild
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Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah!
Die Luft ist still, als atmete man kaum,
Und dennoch fallen raschelnd, fern und nah,
Die schönsten Früchte ab von jedem Baum.
O stört sie nicht, die Feier der Natur!
Dies ist die Lese, die sie selber hält,
Denn heute löst sich von den Zweigen nur,
Was von dem milden Strahl der Sonne fällt.
Friedrich Hebbel
1813 - 1863

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