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NATUR und DICHTUNG
in Garten und Freizeit 18.09.2018 23:06von BlattimWind • | 4.581 Beiträge | 8573 Punkte
NATURZAUBER trifft Poesie, Lyrik und Prosa
Auch Dichter haben einen 'grünen Daumen' und sehr viel über ihre Liebe und Nähe zur Natur geschrieben
Vielleicht können wir hier Textstellen oder/und Gedichte, Verse o.ä. - zur Jahreszeit passend - einstellen, die uns beim Lesen sehr gefallen haben, beeindruckten oder nachdenklich gemacht haben - und diese dann natürlich auch kommentieren.
Die Idee kam mir, als ich auf unserer Website einen schönen Herbst-Text von Rainer Maria Rilke einstellte, der mir wie aus meinem Herzen geschrieben schien.
Damit mach ich auch gleich mal den Anfang.
RE: NATUR und DICHTUNG
in Garten und Freizeit 18.09.2018 23:10von BlattimWind • | 4.581 Beiträge | 8573 Punkte
HERBST - Rainer Maria Rilke ( 1875-1926, deutsch-österr. Dichter)
Herbst? Warum nicht; es ist ja alles bereit, die Früchte sind groß, und die kleinen Störche sind von den großen nicht mehr zu unterscheiden. Und es gibt da an der Chaussee einen Teil des Parkes, der nicht gefegt wird und nicht geharkt am Sonnabend; dort ist Unkraut, das ganz verbrannt herabhängt, und die halbwüchsigen Kastanien haben viele gelbe Blätter und geben davon eines um eines ab; nicht wenn es stürmt, da nehmen sie sich zusammen und halten, so fest sie können; aber hernach, wenn es so ausholend stille wird, dann streuen sie sich aus, Blatt für Blatt, lauter große, gelbe, verbogene Blätter...
...Und es geht so ein nachdenklicher, welker Duft umher wie von Blumen, die die Sonne getrocknet und die der Wind gepreßt hat, und es ist Herbst. Und deshalb gehe ich jetzt oft dort auf und nieder und meide den Platz unterm Nußbaum und alle meine sommerlichen Wege; denn ich will den Herbst!
...Dieser große herrliche Wind, der Himmel auf Himmel baut; in sein Land möchte ich gehen und auf seinen Wegen. Und vielleicht hast Du ihn auch um Dich in Deinem heimatlichen Garten und siehst am Morgen sein Bildnis in den Bäumen, die er bewegt . . .
Briefe I (Clara Rilke, 12. 8. 1904), 95 f.
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KÜRZER WERDEN NUN DIE TAGE
Bild entfernt (keine Rechte)
Die Tage werden merklich kürzer, die Nächte länger und schon ziemlich kalt.
Dem Jahr ist es wie uns beschieden: Wir werden beide unumkehrbar alt.
Da hilft auch nicht, den Sonnenstand vergessen und Sommerlieder trotzig anzustimmen.
Das Jahr muss enden wie das Leben, auf Dauersommer lässt es sich nicht trimmen.
Mit diesem Wissen schwindet Aufbegehren, erwächst in vielen von uns Hoffen.
Wir nehmen dann den Tag, das ganze Leben und halten sie für die Erwartung offen.
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RE: Herbst
in Garten und Freizeit 30.09.2018 19:24von BlattimWind • | 4.581 Beiträge | 8573 Punkte
Der Herbst ist es, der dieses traurig-schönes Stimmungsbild ‚malt’ - und wir ziehen Bilanz und finden die Parallelen zwischen Natur und eigenem Lebenslauf…
Aber ich finde auch immer wieder, dass uns diese Jahreszeit zeigt, dass im Vergehen so viel Schönes zu entdecken und erleben ist, das Lust, Erkennen und Freude auf das Neue und Kommende weckt.
Bild entfernt (keine Rechte)
Vor dem Winter
Ich mach ein Lied aus Stille
Und aus Septemberlicht.
Das Schweigen einer Grille
Geht ein in mein Gedicht.
Der See und die Libelle
Das Vogelbeerenrot.
Die Arbeit einer Quelle.
Der Herbstgeruch von Brot.
Der Bäume Tod und Träne.
Der schwarze Rabenschrei.
Der Orgelflug der Schwäne,
Was es auch immer sei,
Das über uns die Räume
Aufreißt und riesig macht
Und fällt in unsre Träume
In einer finstren Nacht.
Ich mach ein Lied aus Stille.
Ich mach ein Lied aus Licht.
So geh ich in den Winter;
Und so vergeh ich nicht.
Eva Strittmatter (08.02.1930 - 04.01.2011)
RE: Herbst
in Garten und Freizeit 06.10.2018 23:22von BlattimWind • | 4.581 Beiträge | 8573 Punkte
GÄRTEN
Ein alter Garten ist immer beseelt. Der seelenloseste Garten braucht nur zu verwildern, um sich zu beseelen. Es entsteht unter diesen schweigenden grünen Kreaturen ein stummes Suchen und Fliehen, Anklammern und Ausweichen, eine solche Atmosphäre von Liebe und Furcht, daß es fast beklemmend ist, unter ihnen allein zu sein. Und doch sollte es nichts Beseelteres geben als einen kleinen Garten, in dem die lebende Seele seines Gärtners webt.
Hugo von Hofmannsthal (1874-1929) - Natur und Erkenntnis
Ein Blatt schwebt sanft vom Baum.
Gelb leuchtet es in einem Sonnenstrahl.
Die Welt, sie schweigt im ersten Morgenlicht.
Der Fluss liegt eingehüllt in Nebel, wie ein Traum,
bis sich das Licht in seinen Strudeln bricht.
Das Blatt schwebt nieder zur Erde.
Es spricht das alte Wort.
Spricht: "Nun vergeh und werde."
Auch wir sind einstens fort.
Doch ist hinter dem Vergehen immer Neubeginn.
Wer das versteht, der findet auch im Herbst des Lebens einen Sinn.
Einen schönen Sonntag Euch allen.
Gert
Furcht ist nicht in der Liebe
Vor vielen Jahren geschrieben, als ich noch spazieren gehen konnte, mein Mann aber nicht mehr mit mir gehen konnte.
Herbstfäden
Weiße Herbstfäden ziehen um die Bäume.
Diese werden langsam kahl.
Indessen füllen sich die großen Shopping-Läden.
Menschen tummeln sich darin mit ihren Einkaufstaschen.
Erfüllen sich manch´ irdische Träume.
Ich versuche von der Schönheit
des Altweiber Herbstes zu erfassen.
Atme die Luft wie eine Ertrinkende ein.
Weiße Herbstfäden durch die Lüfte schweben.
Mir wird bewusst:
Bald wird auch dieses Jahr vorüber sein.
Gefüllt mit vielen Erinnerungen.
Aufgeteilt in Sonnen- und Schattenseiten
will ich aus diesem Jahr lernen,
daran reifen.
Bisher ist mir das einigermaßen gelungen.
Tief atme ich in den Bauch hinein.
Tanke meine Sinne auf mit klarer Luft
vom Altweiber Herbst.
Sie macht meine Endlos Gedanken
wieder rein.
Ein letzter negativer Gedanke
sogleich auch berst´.
RE: Herbst
in Garten und Freizeit 08.11.2018 23:10von BlattimWind • | 4.581 Beiträge | 8573 Punkte
GARTEN-WINTER
Zur Winterszeit betrachtet der Gärtner seinen Garten. Er besinnt sich, was denn das nächste Jahr bringen soll. Er betrachtet mit Sorge die Beete und Bäume, die sich im vorigen Jahr schlecht gehalten haben- überzählt Vorräte an Samen und Knollen, untersucht auch das Gartenwerkzeug, findet den Spatenstiel abgebrochen und die Baumschere verrostet. - - - Natürlich geht es nicht allen so. Die Berufsgärtner haben ihre Gedanken auch den ganzen Winter über bei der Arbeit gehabt - und auch manche emsige Liebhaber und kluge Hausfrauen zeigen sich in allem wohlgerüstet. Bei ihnen fehlt kein Gerätstück - ist kein Messer eingerostet - kein Samenpaket feucht gelegen - keine Knolle noch Zwiebel im Keller verfault oder verlorengegangen. Auch der ganze Gartenplan für das neue Jahr ist fertig und durchgedacht. Der etwa nötige Dung im Voraus bestellt und überhaupt alles musterhaft vorbereitet. Wohl ihnen - sie verdienen Lob und Bewunderung - und ihre Gärten werden auch dieses Jahr wieder alle Monate hindurch den meinigen beschämend überglaenzen.
Hermann Hesse (1877- 1962)
Überglänzen...
...den meinigen auch, lieber Hermann Hesse.
Aber wenn Frau Holle dann ans Werk geht,
macht sie alle Gärten gleich– und auch *unsere* liebe Gärtnerseele gibt dann endlich Ruh'
Denn dann halten wir es mit Karel Capek (1890-1938):
„Im Januar pflegt der Gärtner hauptsächlich das Wetter“
... und nicht nur dann, sondern vielleicht auch im Dezember und im Februar und im März und.....
RE: Herbst
in Garten und Freizeit 09.11.2018 13:46von BlattimWind • | 4.581 Beiträge | 8573 Punkte
RE: Herbst
in Garten und Freizeit 09.11.2018 18:26von Waldveilchen • | 1.802 Beiträge | 1811 Punkte
RE: Herbst
in Garten und Freizeit 09.11.2018 19:02von BlattimWind • | 4.581 Beiträge | 8573 Punkte
RE: Herbst
in Garten und Freizeit 01.02.2019 15:15von BlattimWind • | 4.581 Beiträge | 8573 Punkte
Rauhreif benimmt dem Winter alle Erdenschwere.
...Rauhreif ist die Mozartmusik des Winters, gespielt bei atemloser Stille der Natur...
Mit ganz anderem, breiten Pinselstrich arbeitet der Schnee und holt eine völlig andere Schönheit aus der Pflanzenwelt heraus. Er stellt viel tiefere Ansprüche an die Schönheit eines Gartens und Parkes, um sein Reich voll entfalten zu können. Je schöner und reicher ein Garten im Sommer ist, desto schöner ist er auch im Schnee. Ganz besondere Träger seiner Schönheit sind aber kahle Gehölze von edler, reicher Verzweigung und Nadelhölzer.
Karl Foerster (1874-1970)
Bild entfernt (keine Rechte)Bild entfernt (keine Rechte)
Faszinierend finde ich diese Aussage von Karl Foerster. Er hat mich damit inspiriert, mir einmal den feinen Unterschied zu vergegenwärtigen. Es sind die kleinen, feinen Wunder der Natur, die man überall und immer wieder neu entdecken kann.
Der Winter hat schon seine Reize und man kann da tolle Bilder machen, auch von gefrorenen Seen und Flüssen und ich finde die bizarren Landschaften einfach toll.
Bild entfernt (keine Rechte)
Das Bild ist allerdings aus 2012
Liebe Grüße von Petra.
RE: Herbst
in Garten und Freizeit 03.04.2022 16:27von BlattimWind • | 4.581 Beiträge | 8573 Punkte
Aprilschnee
Bild entfernt (keine Rechte)
Aprilschnee fiel. Ich ging verstimmt und griesgrämig umher, obwohl es nicht in meiner Macht stand, mir ein günstigeres Wetter zum Salatpflanzen zu machen.
Das Hellgrün der Fliederknospen schimmerte durch die weiße Lasur und die sprießenden Lilien zerschnitten mit ihren Schwertblättern kühn die Schneedecke. Im Grasgarten zerscharrten die bauchigen Shetlandstuten den Schleier des Scheinwinters nach vitaminprallen Junghälmchen für ihre künftigen Fohlen. Stare und Amseln suchten sich ihr Frühstück auf schneefreien Stellen unter Schirmfichten und Föhren, und meine Söhne rollten den klebrigen Spätschnee lachend zu großen Kugeln. Aus den Kugeln formten sie einen Mann, der mit hängenden Mundwinkeln und Schlitzaugen aus Kohlestückchen in die Welt blickte.
Da lachte auch ich, und nicht nur über den Schneemann; denn fast hätte ich mich um die Poesie eines ungewöhnlichen Tages gebracht.
(Erwin Strittmatter)
Ja, es kommt immer auf den richtigen Blickwinkel an.
Die Fähigkeit, im Frieden mit anderen Menschen und mit der Welt zu leben, hängt sehr weitgehend von der Fähigkeit ab, im Frieden mit sich selbst zu leben. [Thich Nhat Hanh]
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