Was ist eigentlich die Buurefasnacht?
Fasnacht ist vorbei, aber im Markgräflerland, im Wiesental, in Basel und Baselland:
Woher kommt der Brauch der Buurefasnacht?
Im Markgräflerland, im Wiesental, in Basel und Baselland gibt’s zwei Mal Fasnacht. Die Erste orientiert sich am katholischen Termin und endet vor Aschermittwoch. Diese Variante heißt auch Herrenfasnacht. Die Zweite ist die Bauern- oder Buurefasnacht; diese findet an den Tagen nach Aschermittwoch statt. Die Baselbieter Kantonshauptstadt Liestal etwa fasnachtet heuer vom 10. bis zum 16. März und in Basel beginnt die Narretei traditionell mit dem Morgenstreich nach dem Funkensonntag, dem Tag der Fasnachtsfeuer und des Scheibenschlagens.
Die Begriffe Herren- und Buurefasnacht leiten sich laut der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte davon ab, wann das Fasten begonnen wurde. Im Mittelalter fingen die Kirchenvertreter – damals die Herren – eine Woche vor Aschermittwoch damit an: insofern der Begriff Herrenfasnacht. Die Bauern fasteten traditionell erst an Aschermittwoch und voll vom Montag nach dem Sonntag Invokavit, dem ersten Sonntag der Passionszeit, das ist übrigens auch der Tag des Basler Morgenstreiches.
Diverse Theorien zur Entstehung
Zur Entstehung dieser Termine gibt’s diverse Theorien. Als historisch plausibel gilt eine des Erzbistums Köln. Diese stellt eine Verbindung her zur Neuordnung der Fastenzeit durch die Synode von Benevent im Jahr 1091. Dadurch, dass das Kirchenparlament Sonntage aus dem Fastengebot ausklammerte, verschob sich der Beginn der Fastenzeit um eine Woche nach vorne. In Basel, Baden und Vorarlberg hielten viele Regionen aber am alten Termin fest: der Buurefasnacht. Die Ausbreitung korrespondierte mit weltlichen und kirchlichen Machtverhältnissen.
So gehörten im Kanton Baselland die Region Birseck und das Leimental zum Fürstbistum Basel, feierten Fasnacht also am katholischen Termin; der übrige Kanton gehörte zur reformierten Stadt Basel und feierte Fasnacht am späteren Termin. Eine weitere These besagt, dass die Buurefasnacht nach der Reformation kreiert wurde, um Katholiken zu ärgern, die dann bereits fasteten. Das ist historisch aber nicht haltbar. Der Bischof von Basel etwa veranstaltet schon Ende des 15. Jahrhunderts während der Buurefasnacht Gastmähler. Daraus ist zu folgern, dass das späte Fasnachtsdatum in Basel schon vor der Reformation existierte.
Die Wurzel ist der christliche Jahresverlauf
Fasnacht wird regional und national sehr unterschiedlich gefeiert – vom luftig-lockeren rheinischen oder dem barocken venezianischen Masken- und Kostümkarneval zum erdschweren Brauchtum der schwäbisch-alemannischen Fasnet. Dabei ist sich die neuere Forschung aber einig, dass alle die regionalen Ausprägungen der Fasnacht eine gemeinsame Wurzel haben, und zwar den christlichen Jahresverlauf, wo sie das "Schwellenfest vor dem Anbruch der Fastenzeit vor Ostern bildeten", wie der Volkskundler Werner Mezger im "Großen Buch der schwäbisch-alemannischen Fasnet" schreibt. Laut Mezger verschmolz dieses Fasnachtsgeschehen schon im 14. und 15. Jahrhundert mit Spiel- und Schaubräuchen hinter denen nicht zuletzt ledige und mobile Handwerker steckten und aus denen sich Anfänge regulierter und inszenierter Fasnachtspiele entwickelten.
24 Stunden Nonstop Fasnacht
Trotz der einsetzenden Reglementierung aber blieb die Fasnacht bis ins 16. Jahrhundert laut Mezger vor allem "ein Fest des Fleisches und der von Kirche und Obrigkeit vorübergehend tolerierten Ausschweifungen und Völlerei." Dann aber geriet sie aus dem Blick und wurde erst mit der Romantik im 19. Jahrhundert wieder ausgegraben. Auch die Basler Fasnacht wurde übrigens mit diesen romantischen Strömungen institutionell noch gefestigt. Allerdings gab es da, was die Brauchtermine angeht, schon Divergenzen.
Speziell im Südwesten der feudal zersplitterten deutschsprachigen Lande, zu denen die Nordwestschweiz damals gehörte, existierte ein Flickenteppich zwischen katholischen Gebieten und reformierten, die zeitweise noch ihre alte Fasnacht pflegten. Was laut Mezger schon damals frühen Fasnachttourismus stimulierte. Daran lässt sich heute bruchlos anknüpfen. Tatsächlich bietet der Sonntag beginnend mit den Umzügen im Kreis Lörrach über den "Chienbäse" in Liestal bis zum Basler Morgenstreich und den anschließenden Umzügen 24 Stunden nonstop Fasnacht über Landesgrenzen. Wo sonst gibt’s das?
http://www.badische-zeitung.de/was-ist-e...e-buurefasnacht