Probleme in Nordirland
Montag, 11.01.2021, 07:46
Mit dem Austritt aus dem Binnenmarkt und der Zollunion zeigen sich erstmals konkrete Konsequenzen des Brexits. Supermarktregale in Nordirland stehen teilweise leer. Und bei britischen Unternehmen steigt die Wut auf Premierminister Boris Johnson.
Rund eineinhalb Wochen nach dem endgültigen Austritt Großbritanniens aus der Zollunion und dem Binnenmarkt der EU werden Forderungen nach Nachverhandlungen mit Brüssel über den Handelspakt laut. Für Schwierigkeiten sorgen besonders Vorschriften zu Zöllen und zur Lebensmittelsicherheit sowie zur Mehrwertsteuer bei grenzüberschreitendem Handel.
Teilweise stellten Unternehmen den Handel zwischen Großbritannien und der EU aus Unsicherheit über die Bestimmungen oder wegen des Mehraufwands schlicht ein – darunter Exporteure von Fisch, ein Paketdienstleister und Modeketten.
„Viele merken, dass sie nicht vorbereitet sind“
Besonders Nordirland ist stark betroffen. „Die Menschen hier beschweren sich über leere Regale in den Supermärkten“, sagte die nordirische Konfliktforscherin und Brexit-Expertin Katy Hayward von der Queen's University Belfast der Deutschen Presse-Agentur. Insbesondere bei frischen Produkten komme es zu Störungen der Lieferketten.
Unternehmen seien unsicher, welche Formulare bei der Einfuhr notwendig sind. „Viele merken, dass sie nicht vorbereitet sind“, so Hayward. Das sei nicht überraschend – normalerweise brauche es Jahre, um solche aufwendigen Veränderungen umzusetzen. Viele Firmen verschieben daher ihre Fahrten, was sich bei frischen Produkten als erstes bemerkbar macht.
Wenig Gemüse, kein Orangensaft
„Ich habe mich gefragt, warum es kein Essen gab“, sagte ein junger Nordire in einem Videobeitrag des britischen Senders BBC. „Es gab sehr wenig Gemüse“, sagte ein älterer Herr im selben Beitrag. „Und Orangensaft war komplett leergekauft.“