14 Kilometer breit, 63 Kilometer lang, mehr als 250 Meter tief:
Der Bodensee ist der drittgrößte Binnensee Mitteleuropas.
Sein Wasser versorgt nicht nur zahlreiche Haushalte und erfreut Wassersportler mit seinen vielfältigen Möglichkeiten, sondern ist auch das Zuhause für viele Pflanzen und Tiere. Doch wer oder was lebt hier denn nun genau?
Dr. Hans-Günther Bauer, Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie in Radolfzell, hat darauf Antworten. „Der Bodensee bietet einer Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten wertvollen Lebensraum. Die Menge an Biomasse, die der See produziert, ist enorm. Die maximal gemessenen Dichten mancher Organismen mögen verblüffen“, sagt er.
So seien beispielsweise mehr als 100.000 Dreikantmuscheln pro Quadratmeter Hartsubstrat – also auf Steinen und Felsen – festgestellt worden, schildert der Experte. Bei den sogenannten Kamberkrebsen seien es 1000 pro Quadratmeter. Zudem leben, so Bauer, eine Million Donau-Schwebegarnelen pro Kubikmeter im Bodensee.
„Unter den heimischen Arten bilden die Zuckmückenlarven mit mehreren 10 000 Individuen pro Quadratmeter wohl die bedeutendste Organismengruppe“, erläutert Hans-Günther Bauer. Doch die Artenzusammensetzung im Bodensee sei auch einem konstanten Wandel unterworfen, fügt er an.
„Die Dynamik ist unheimlich groß, daher treten immer wieder neue Arten im See auf, die es dort vorher nicht gab“, erklärt Bauer. Eine der jüngsten „Neubürger“, im Fachjargon „Neobiota“ genannt, sei die Quaggamuschel, die „sich derzeit auf Kosten der um 1965 eingewanderten Dreikantmuschel ausbreitet“, sagt der Wissenschaftler, der beim Max-Planck-Institut in der Abteilung für Tierwanderungen arbeitet.
Mehr als 30 Fische sind im Bodensee heimisch. Die Fischereiforschungsstelle hat sie in einer Übersicht grafisch zusammengefasst. Zur größeren Ansicht rechts unten auf den Button klicken. Foto: Fischereiforschungsstelle Langenargen
„Die Ausbreitungen neuer Arten – in den vergangenen 50 Jahren sind etwa 20 neue, nicht-heimische Arten eingewandert oder eingeschleppt worden – hat dramatische Konsequenzen auf die anderen Organismengruppen im See, die mal negativ, mal positiv sein können“, wie Bauer einräumt. Wichtig sei, dass die „Neubürger“ inzwischen einen Großteil der Biomasse im Bodensee stellen, erklärt er.hier gelesen