Theodor lernt schwimmen
Theodor ist ein bewundernswerter, Vierzehnjähriger, leider jedoch mit einem Sprachfehler behafteter Sportler. Er kann Skilaufen, Windsurfen, Turnen, Reiten und vieles andere mehr, nur Schwimmen hat er noch nicht gelernt. Doch damit will er jetzt schnellstens beginnen. Telefonisch meldet sich Theodor für einen Schwimmlehrgang im nahegelegenen Zentralbad an. Er bekommt einen Termin für den kommenden Samstag. Aber wie so oft im Leben, spielt das Schicksal ihm einen Streich. Theodor ist krank, er hat sich eine Mittelohrvereiterung zugezogen.
Sein Hausarzt rät ihm: „Verschiebe bitte Deinen Schwimmlehrgang, Dein Ohr darf nicht mit Wasser in Berührung kommen.“ Betrübt verlässt Theodor die Arztpraxis.
Es ist Samstag geworden, Theodor geht im Zimmer auf und ab und überlegt, ob er zum Schwimmlehrgang gehen soll oder nicht. Nach einer halben Stunde steht sein Entschluss fest: er geht.
In der großen Schwimmhalle angekommen, geht Theodor zu einem ganz in Weiß gekleideten Bademeister und trägt ihm sein, bereits telefonisch angemeldetes Anliegen, vor. Ein paar Formalitäten werden noch schriftlich erledigt und schon liegt Theodor, vom Bademeister an einer Schwimmangel gehalten, im Wasser. Fünf Minuten lang befolgt er jede Anweisung, dann kommen ihm die Worte seines Arztes wieder in den Sinn. Mit zitternder, noch durch den Sprachfehler gehemmter Stimme ruft Theodor: „Herr Ba.. Ba.. Bademeis.. Bademeister, t.. tau.. tauchen.“ Noch bevor er seinen Satz beenden kann, drückt ihn der Bademeister unter Wasser, zieht ihn aber gleich wieder an die Oberfläche. Erneut beginnt Theodor: „Herr Ba.. Ba.. Bademeister, tau.. tauchen…“ Schon ist er wieder unter Wasser. . Noch dreimal vollzieht sich diese Prozedur, dann hängt Theodor, grün und blau im Gesicht, wie tot an der Angel. Blitzschnell zieht der Bademeister ihn auf den Beckenrand – ein paar Wiederbelebungsversuche – und Theodor schlägt die Augen auf. Noch am ganzen Körper bebend, flüstert Theodor: „Herr Ba.. Ba.. Bademeister, tau.. tauchen, hat mir d.. der Arzt ver.. verboten !“
© Horst Rehmann