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Wo die Palmbäume in den Himmel wachsen

in Ostern 19.03.2016 08:13
von Uschi | 47.515 Beiträge | 51147 Punkte

Wo die Palmbäume in den Himmel wachsen

BRAUNAU. Rares Brauchtum: In einigen Innviertler Gemeinden gibt es statt Palmbuschen bis zu sieben Meter hohe Palmbäume.

Was bis vor 20 Jahren in der Innviertler Gemeinde Munderfing im Bezirk Braunau Tradition war, soll es morgen, am Palmsonntag, erstmals wieder geben: Da werden nicht nur die bunten Palmbuschen zur Weihe getragen, sondern ganze Palmbäume – meterhohe, mit Bändern, ausgeblasenen Eiern, Äpfeln und Brezeln geschmückte Fichten.

Bis zum Kirchturm reichten die Munderfinger Palmbäume, bis sie einst der Pfarrer abschaffte. Ab dann gerieten sie nach und nach in Vergessenheit. Das wollen nun die rührigen Frauen von der Goldhaubengruppe ändern: "Wir haben die Leute eingeladen. Jeder kann sich seinen eigenen Baum anfertigen", sagt Anny Kaufmann von den Goldhauben Munderfing. Früher seien oft übriggebliebene Weihnachtsbäume verwendet worden, die im Freien aufbewahrt wurden, damit sie nicht austrocknen, weiß Kaufmann. Und die Palmbäume waren natürlich Männersache: "Die Mädchen trugen die Palmbuschen."

Palmbuschen am Hochlecken

Auch im nahen Sankt Johann am Walde gibt es den Brauch: Dort werden seit 1986 die Palmbäume von den Vereinen geschält, gestutzt und geschmückt. Traditionell sind die 15 bis 20 Kilo schweren Palmbäume mit Brezen, gefärbten Eiern, Äpfeln und Orangen behängt. "Nach dem Umzug verteilen wir die geweihten Äpfel unter den Leuten", sagt Theresia Hintermair von der Volkstanzgruppe. Auch in Lengau, Mattighofen und Lochen gibt es diesen Brauch.

Palmbäume, Palmstangen oder Palmlatten seien vor allem ein Tiroler Brauchtum, sagt OÖN-Volkskulturexperte Klaus Huber: "Dort hat sich eine Rekordsucht entwickelt." Der 2004 in Imst aufgestellte Rekord liegt bei 36 Metern.

Die Palmbuschen haben einen biblischen Hintergrund und erinnern an den Einzug Jesu Christi in Jerusalem. Für die Palmbuschen werden spezielle Zweige verwendet, darunter Buchsbaum, Wacholder, Eibe, Zeder – und natürlich die Weidenblüten, die Palmkätzchen: "Das waren früher die ersten Zweige, die im Frühjahr aufblühten", sagt Huber. Nach der Weihe wurden die Palmbuschen dorthin gestellt, wo sie Unheil abwehren sollten, etwa ins Feld oder auf den Dachboden. In vielen Wohnungen schmücken sie auch den Herrgottswinkel.

Einen ganz besonderen Platz erhalten sie traditionell in Neukirchen/Vöckla (Bezirk Vöcklabruck). Mitglieder des Alpenvereins tragen Palmbuschen seit 39 Jahren auf den Hochlecken.hier gelesen


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