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#1

Regeln und Tradition und das Fasnachts-ABC

in Fastnachtslexikon 01.02.2018 12:47
von Uschi | 47.006 Beiträge | 49461 Punkte

Regeln und Tradition:
Fasnacht ist Freude, Spaß und Feiern.
Sie erlaubt Ausgelassenheit,
den einen oder anderen Unfug und selbstverständlich auch mal das eine oder andere Glas zu viel.
Bei allem sollte der Narr allerdings eines nicht vergessen:
Fasnacht ist auch Tradition.
Neben aller Feststimmung geht es an der Fasnacht vor allem darum,
regionale Bräuche weiterzugeben, sie zu leben und zu bewahren.
Dafür treten auch die vielen Narrenverbände ein,
die sich im schwäbisch-alemannischen Raum organisiert haben.
Das schwäbisch-alemannische Fasnachtsmotto "Jedem zur Freund und niemand zum Leid"
ist für einen echten Narren daher oberstes Gebot.
Massenbesäufnisse, Erbrochenes auf dem Fußboden,
Sachbeschädigungen oder Gewalt haben mit dem Grundgedanken der Fasnacht
nicht das Geringste zu tun.
Deswegen wird jeder echte Narr ein solches Verhalten strikt ablehnen.


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#2

RE: Regeln und Tradition und das Fasnachts-ABC

in Fastnachtslexikon 01.02.2018 13:11
von Uschi | 47.006 Beiträge | 49461 Punkte

Abstauben:

Die Fasnacht beginnt bei vielen Narren mit dem Abstauben des Kostüms, dem Häs.
Manche Zünfte zelebrieren das Abstauben traditionell und starten damit in die fünfte Jahreszeit.


Aschermittwoch:
Die Fasnacht beginnt und hört auch wieder auf.
An Aschermittwoch ist die närrische Zeit offiziell beendet.
Ab diesem Tag beginnt traditionell die Fastenzeit.


Bräuteln:
Männer, die im Jahr zuvor
(zwischen der jetzigen und der vergangenen Fasnacht) geheiratet haben
oder ein Hochzeitsjubiläum hatten, werden auf einer Stange,
der Bräutlingsstange, herumgetragen.
Dabei werfen sie beispielsweise Süßigkeiten oder Brezeln.
Manche Zünfte bräuteln übrigens auch Zugezone.


Dreikönig:
Die schwäbisch-alemannische Fasnacht beginnt traditionell am 6. Januar, am Dreikönigstag.
Dann startet offiziell die fünfte Jahreszeit und es finden regelmäßig,
bis einschließlich dem Dienstag vor Aschermittwoch,
Fasnachtsveranstaltungen statt.


Elfter Elfter (11.11):
Der 11. November, beziehungsweise St. Martinstag,
gilt vor allem als Auftakt des rheinischen Karnevals,
zum Beispiel in Köln und Düsseldorf.
Die schwäbisch-alemannische Fasnacht beginnt offiziell am 6. Januar.
Kleine Veranstaltungen oder Treffen werden von den ein oder anderen Zünften
am 11. November dennoch veranstaltet.


Einschnellen:
Manche Narren stauben zur Begrüßung der fünften Jahreszeit ihr Häs ab,
die anderen schwingen eine knallende Peitsche,
was auch als "schnellen" bezeichnet wird. Die Fasnacht wird somit "eingeschnellt".


Fasnacht, Fastnacht, Fasnet:
Die Fasnacht, Fastnacht oder auch Fasnet hat ihre Ursprünge im Mittelalter
und in der frühen Neuzeit und bezeichnet das Schwellenfest vor der Fastenzeit.
Damals wurden die Speisen und Lebensmittel vertilgt,
die in der darauffolgenden 40-tägigen Fastenzeit strengstens verboten waren,
zum Beispiel Fleisch, Fett, Eier, Alkohol.
Die Metzger mussten nochmal eine Gelegenheit bekommen,
ihre Waren vor der Fastenzeit unters Volk zu bringen.
So wurde noch einmal ausgiebieg gegessen, getrunken und gefeiert.
Da der Begriff "Fastnacht" auch mit "die Nacht vor dem Fasten", übersetzt werden kann,
findet von Fasnachtsdienstag auf Aschermittwoch die eigentliche Fastnacht statt
(wenn man es historisch genau nimmt).


Guggenmusik:
Unter der Guggenmusik versteht man in der schwäbisch-alemannischen Fasnacht eine Blasmusik,
die während der fünften Jahreszeit spielt.
Auch in der Schweiz gibt es zahlreiche Guggenmusiken.
Die Gruppen treten bei Wettbewerben gegeneinander an oder spielen an speziellen Guggenmusiker-Treffen. Meistens tragen die dazugehörigen Musiker farbenfrohe Kostüme
und haben ein auffällig bemaltes Gesicht.


Häs:

siehe auch hier

Ein Heiligtum eines jeden Narren ist seine Kostüm, auch Häs genannt.
Was die Mehrzahl des Begriffs angeht, da scheiden sich die Geister:
die Häs, die Häse oder die Häser. Einigen wir uns darauf, dass alle Pluralformen irgendwie richtig sind.


Hemdglonker:
Ein Hemdglonker trägt ein weißes Nachtgewand, vielleicht noch eine Schlafmütze auf dem Kopf
und hält in den Händen Töpfe und Pfannen, um ordentlich Lärm zu machen.
Denn ein "Glonker" ist eine nachlässig gekleidete Person und macht Krach, damit es jeder sieht.
So verläuft demnach auch ein Hemdglonkerumzug:
Groß und Klein, meist ist es ein richtiges Familienereignis,
treffen sich nach Einbruch der Dunkelheit und ziehen gemeinsam durch die Straßen.
Mit Fackeln in der Hand und musikalischer Begleitung durch Kapellen,
wird der Hemdglonkerumzug zum närrischen Abendspektakel.


Intrigiere (Aufsagen/Strählen/Schnurren):

siehe auch hier

Dieser Fasnachtsbrauch hat viele Namen. Je nachdem, in welcher Region man sich gerade befindet, wird er anders benannt.
Beim Intrgiere/Aufsagen/Strählen oder Schnurren spricht der unkenntlich verkleidete Narr
(die Betonung liegt auf unkenntlich!)
eine Person auf unangenehme Geschehnisse an,
die beispielsweise das Jahr über großes Aufsehen erregt haben.
Der aufsagende Narr hat es bei diesem Brauch natürlich umso einfacher,
je mehr Personen er im jeweiligen Ort kennt und je mehr er über sie weiß.


Jucken:
Jucken ist im Fasnachtsjargon ein anderes Wort für "hüpfen" oder "springen".
Zu manchen Narrengruppen gehört das "Jucken" an Fasnachtsveranstaltungen traditionell dazu,
zum Beispiel zum sogenannten Hänsele oder Hansele.
Die Überlinger Hänsele veranstalten jedes Jahr einen "Hänselejuck", also ein "Hänselespringen".


Karbatsche:
Bei der Karbatsche handelt es sich um um eine aus ledernen Riemen oder Hanfseilen geflochtene Peitsche. Ein am äußeren Ende befestigter Bändel aus Fallschirmseide durchbricht mit dem richtigen Schwung beim Richtungswechsel die Schallmauer, wodurch ein Knall erzeugt wird.


Larve:
Larve ist ein anderer Begriff für Maske. Die Herkunft des Wortes wird aus dem Lateinischen genommen ("larva": Gespenst) und mit dem schemenhaft Gespenstischen in Verbindung gebracht .


Mäschgerle:
Als Mäschgerle bezeichnet man vielerorts die Masken- und Hästräger. Es ist quasi ein schwäbischer Begriff für den kostümierten Narren.


Narrensamen:
Als Narrensamen bezeichnet man in der schwäbisch-alemannischen Fasnacht den Nachwuchs. Kostümierte Kinder sind somit der Narrensamen.


Narrenbaum:
Der traditionelle Narrenbaum ist ein Nadelbaum, dessen Äste bis zur Krone abgesägt sind.
Die Krone wird anschließend mit bunten Bändern geschmückt.
In der schwäbisch-alemannischen Fasnacht wird das Stellen des Narrenbaums
meist am Schmotzigen Donnerstag öffentlich zelebriert.
Am Tag vor Aschermittwoch zelebrieren manche Zünfte auch das Absägen des Narrenbaumes,
um das Ende der Fasnacht zu symbolisieren.


Oberhexe:
Was wäre die Fasnacht ohne Hexen?
Unzählige Hexengruppen gehören zur Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte.
Natürlich benötigen die vielen Hexen auch eine ordentliche Führung.
Der Chef der Truppe darf deshalb auch liebevoll als Oberhexe bezeichnet werden.


Ostereier:
Dank der Fasnet gibt es den Ostereierbrauch! Zumindest laut der Volkskunde:
Zu den verbotenen Lebensmitteln in der Fastenzeit gehörten auch Eier.
Den Hühnern war das logischerweise egal - sie legten fröhlich weiter ihre Eier,
die sich dann haufenweise über die Fastenzeit angesammelt haben.
Pünktlich zu Ostern hatten die Menschen deshalb sehr viel Eier zu verzehren,
beziehungsweise zu verbrauchen.


Polizei:


Auch während der fünften Jahreszeit, in der alles ein bisschen anders verläuft,
muss "Zucht und Ordnung" bei den Narren herrschen.
Hierfür sorgt symbolisch die vielerorts auftretende Narrenpolizei.
Sie symbolisieren die ehemaligen Dorfpolizisten des jeweiligen Ortes.
Weil sie "ordnende" Aufgaben zu übernehmen haben,
gelten sie als "wichtige" Funktionäre an der Fasnet.
Manchmal können sie auch als die rechte Hand des Zunftmeisters bezeichnet werden.


Plätzle:
Oder auch Blätzle, Fleckle oder Spättle genannt, sind kleine bunte Stofflappen oder Wollfäden,
die eng an-, beziehungsweise aufeinander auf das Häs genäht werden.
Ein "Plätzlernarr" besteht meist aus tausenden Plätzle.
Je nach Zunft haben die Plätzle unterschiedliche Farben und Formen.


Rollen:
Als Rollen oder Schellen werden die Glocken bezeichnet, die sie an vielen Narrenhäsern befinden.
Es gibt in sie in den verschiedensten Ausführungen. So klingen die "juckenden" Narren immer unterschiedlich.
Rosenmontag:
Dieser Tag bildet vor allem im rheinischen Karneval der Höhepunkt der fünften Jahreszeit.
Auch im Schwäbisch-Alemannischen, wo auch häufig vom "Fasnetsmäntig" gesprochen wird,
veranstalten zahlreiche Narrenzünfte an diesem Tag ihre Umzüge.


Saubloter:
Zu so manch einem Narr gehört sie, wie der Besen zur Hexen: die Saubloter, eine mit Luft gefüllt Schweinsblase. Nach gründlicher Reinigung kann die Blase mit Luft aufgeblasen werden (ähnlich wie ein Luftballon). Nur dass wohl kaum einer seinen Mund dafür benutzen würde. Mit einem Luftkompressor klappt es allerdings ganz gut. Aber Aufgepasst: Wie ein Luftballon kann auch eine Saubloter platzen, wenn zu viel Luft hineingepumpt wird. Damit die Saubloter am Ende ihr typisches Aussehen bekommt, muss sie noch geräuchert werden. Dann steht dem Necken der Zuschauer nichts mehr im Wege.


Schmotziger Dunschtig:
Der "Schmotzige" (schmutziger Donnerstag) ist ein Hochtag der Fasnacht.
Er fällt immer auf den Donnerstag in der Woche vor der Aschermittwoch.
Das alemannische Wort "Schmutz" bedeutet "Kuss" oder "Fett".
An diesem Tag wurde angefangen, die Speisen und Lebensmittel zu verzehren,
die während der Fastenzeit verboten waren und noch mal ausschweifend gelebt.
Nicht umsonst wir auch heute noch die Zeit ab dem "Schmotzige"
bis einschließlich Fasnachtsdienstag als Hauptfasnacht oder Höhepunkt der Fasnacht bezeichnet.


Tiermasken:
Die Tiergestalten in der Fasnacht sollen an die Todsünden erinnern.
Beispielsweise symbolisieren Esel die Trägheit oder Schweine die Völlerei.


Umzug:
Narrenumzüge sind wohl die traditionellste Fasnachtsveranstaltung schlecht hin
- Keine Fasnet, ohne Umzüge. Verschiedene Narrenzünfte kommen in einem Ort zusammen
und ziehen in einer Art Parade durch die Straßen und jubeln den Zuschauern am Straßenrand zu.
Manche werfen mit Konfetti, andere mit Bonbons (sehr zu freuden der Kinder)
und wiederum andere necken ihren Gegenüber mit Saubloter, Feder oder anderen Utensilien.


VSAN:
Abkürzung für die Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte,
zu der aktuell 68 Mitgliedszünfte gehören,
die in acht verschiedene Fasnachtslandschaften unterteilt sind: Baar, Bodensee-Linzgau-Schweiz,
Donau, Hegau, Hochrhein, Neckar-Alb, Oberschwaben-Allgäu und Schwarzwald.


Weißnarr:
Kommt besonders in der Baar und im Schwarzwald vor. Der Weißnarr trägt in der Baar meist eine Glattlarve, im Schwarzwald eine eher extravagante Maske, jedoch stets aus Holz. Zur seiner Aufmachung gehören unter anderem zwei gerkeuzte Schellenriemen und natürich ein weißes, bunt mit Mustern und Figuren bemaltes Leinenhäs.


Weiberfasnacht:
Die Weiberfasnacht entspricht im Schwäbisch-Alemannischen
dem schmotzigen Donnerstag.


Zunft:
Offiziell handelt es sich bei einer Narrenzunft um einen Verein zur Durchführung, Förderung und Bewahrung örtlicher fastnächtlicher Aktivitäten. Innerhalb der VSAN pflegen die Zünfte neben teilweise eigenen Bräuchen natürlich die Bräuche der schwäbisch-alemannischen Fasnacht.


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