Politikerschelte ist wohlfeil.
Politik gestalten dagegen sauschwer.
Ich weiß es, denn ich habe es lange genug versucht.
Aber vielleicht sollte man eher Wählerschelte betreiben.
Denn wir alle sind es ja, die jene Politiker wählen oder gewählt haben, über die wir uns später beklagen.
Da frage ich mich, wie ernst werden Abgeordnete genommen und wie oft werden sie befragt, in ihren Bürgerbüros besucht, angeschrieben?
Wie werden sie, in der Zeit des Wahlkampfes angesprochen? Sie stehen oft ziemlich verloren auf Märkten rum.
Wer macht sich die Mühe, seine Eindrücke mal ans Kanzleramt zu schreiben? (Keine Sorge, die reagieren schon. Man muss freilich nüchtern und logisch argumentieren.)
Wir haben genau die Politiker, die wir verdienen.
Ich habe das, vor vielen Jahren mal in zwei Gedichte gefasst. Kann sein, dass die sich schon irgendwo hier herum treiben, aber sie sind, so denke ich, noch aktuell.
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Wahl in Deutschland
Sie gehen zur Urne. Was werden sie wählen? Wer wird ihnen ab morgen die Zukunft stehlen?
Wer sitzt bei ihnen ab morgen am Tisch?
Wie viele wählen nicht Fleisch und nicht Fisch.
Sie haben die bunten Plakate gesehen. Ist das der Grund, dass sie wählen gehen?
Sie lasen Parolen, die nichts bedeuten. So mancher hörte die Glocken schon läuten, ohne zu wissen, wo sie denn hängen.
Nein! Lasst euch doch nicht einlullen und drängen. Gebt nicht auf die Parolen nur acht, sondern auf das, was der Einzelne macht.
Befragt doch den, dem die Stimme ihr gebt. Vielleicht, dass ihr dann keine Enttäuschung erlebt.
Nach der Wahl
Sie haben die Stimme abgegeben. Nun sind sie sie los. So ist das im Leben.
Obwohl sie nun eigentlich schweigen müssten, plappern sie weiter von ihren Gelüsten.
Sie hatten die Wahl. Doch was wird das schon bringen? Ich sehe voll Qual: Nichts wird recht gelingen.
Jene, die jetzt ihre Stimme bekommen, die haben sie dankbar zwar hingenommen. Doch sind sie so hohl, wie`s die anderen waren.
So drohen uns wohl die alten Gefahren.
Die einen, die schweigen und sich verweigern, die andern, die sich ins Jammern rein steigern.
Sie haben ja nun keine Stimme, die Armen. Doch hab ich mit ihnen überhaupt kein Erbarmen.
Gert