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Alemannisch | De Friburger Wiiberkrieg

in Fasching, Karneval 16.02.2023 11:48
von Uschi | 46.972 Beiträge | 49349 Punkte

De Friburger Wiiberkrieg
Die fünfte Jahreszeit im deutschen Südwesten bietet nicht nur närrische Aktivitäten, sondern öffnete ebenso einen Blick auf die Ortsgeschichte, die in vielen Narrenzünften weiterlebt. Dazu gehört die Zunft der Freiburger Turmsträßlerinnen, die ein historisches lokales Ereignis im Rahmen europäischer Politik verkörpert.

Frauenpower ist kein Phänomen der Neuzeit, auch schon im 18. Jahrhundert zeigte das weibliche Geschlecht Stärke. Der Anspruch der Fürstin Maria Theresia aus dem Hause Habsburg auf das Erbe nach dem Tod ihres Vaters Kaiser Karl VI. wurde von einigen mächtigen Männern Europas nicht anerkannt. So fiel der preußische König Friedrich der Große 1740 ins habsburgische Schlesien ein - Startschuss für den Österreichischen Erbfolgekrieg. Verschiedene europäische Fürsten machten der jungen Maria Theresia von Österreich ihr Erbe streitig und erhoben Anspruch auf das Kaisertum. Doch nach einem achtjährigen Kampf mit Siegen und Niederlagen konnte Maria Theresia die Herrschaft festigen und ihre Macht behaupten.

Dieser mehrjährige Krieg hatte allerdings die Schwächen der habsburgischen Staatsverwaltung offengelegt und so kam es zu tiefgreifenden Reformen, auch für die vorderösterreichischen Gebiete im deutschen Südwesten und der Landeshauptstadt Freiburg. Dort musste der ab 1754 amtierende Kreishauptmann Christoph Anton Graf von Schauenburg unpopuläre Reformideen der Landesfürstin Maria Theresia umzusetzen. Nicht nur das, er machte sich auch noch anderer Stelle unbeliebt: Er untersagte unter anderem den Bürgern die Jagd im Freiburger Stadtwald, zu der sie traditionell berechtigt waren.

So kam es, dass die Freiburger Mehlkrempler Peter Jehle und Martin Imberi auf ihrem Weg nach Heuweiler entlang der badisch-österreichischen Grenze bei der illegalen Jagd eines Hasen auf fremden Territorium erwischt wurden. Während Heuweiler noch zu Vorderösterreich gehörte, lag das benachbarte Gundelfingen und Denzlingen im Herrschaftsgebiet der Markgrafen von Baden-Durlach. Die beiden Männer sollten nach Verhandlungen im Jahr 1757 durch die vorderösterreichischen Behörden an das markgräfliche Oberamt Emmendingen überstellt werden und wurden bis zur Auslieferung im Freiburger Turm inhaftiert.

Dies löste große Empörung und Unruhe in der Bevölkerung aus. Mit den Ehefrauen der beiden Männer verrammelten sich viele andere Frauen und Bürger von Freiburg vor der Verwaltung, um die Auslieferung zu verhindern. Da alle Bittversuche und Verhandlungen erfolglos blieben, bewaffnete sich die aufgebrachte Menge mit Alltagswerkzeugen und lief Bratpfannen und Mistgabeln schwingend unter der Regie der Frauen in Richtung Turmgefängnis hinter der Gerichtslaube Freiburg in der heutigen Turmstraße Freiburg. Sie brachen die Gefängnistüren auf und befreiten die beiden Eingesperrten aus dem Arrest. Als "Weiberkrieg" und Sturm gegen einen Willkürakt der vorderösterreichischen Regierung ging diese Befreiungsaktion in die Geschichte der Stadt ein. An die "uffsässige Wiiber us Friburg" erinnert heute die Zunft der Freiburger Turmsträßlerinnen, denen die mutigen Frauen von 1757 als Vorbild dienen. Das Häs zeigt nachgemachte historische Frauengewänder der damaligen Zeit und die geschnitzten Holzmasken zeigen unterschiedliche jüngere und ältere Frauengesichter.
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