Freiburger Fasnetzunft der "Herdermer Lalli" wurde vor 90 Jahren gegründet
Von Hans Sigmund
Mo, 17. Februar 2020
1930 gründete sich die älteste Freiburger Narrenzunft nach alemannischem Vorbild. Kurz darauf verbaten die Nazis die einstige Tracht der Lalli. Bis heute haben sie nur männliche Mitglieder.
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An der Fasnet 1935 nahmen die Lalli als „Droschkenkutscherzunft“ teil. Foto: Archiv Hans Sigmund
Aus alten Ratsprotokollen ist bekannt, dass bereits im frühen Mittelalter in der Breisgaumetropole viele fasnächtliche Bräuche ausgeübt wurden. So wird vom "Butzenlaufen" und "Brunnenwerfen", vom "Rußeln" (Gesicht schwärzen), "Fasnachtsspil", "Fasnachtskuechelin holen" und vom "Scheibenschlagen" berichtet. Diese waren zeitweise aber weitgehend in Vergessenheit geraten. Die Gründung der Fasnetzunft der "Herdermer Lalli" vor 90 Jahren war Teil einer Rückbesinnung auf die alemannischen Fasnet-Traditionen.
So fand man letztendlich erst im Jahre 1934 in Freiburg wieder zu den Ursprüngen der alemannischen Fasnet zurück und gründete mit der "Breisgauer Narrenzunft" (BNZ) eine Dachorganisation, unter der sich die einzelnen Narrengruppen (Narrennester) nach und nach zusammenfanden. Die wohl älteste Gruppe, die nach alemannischem Vorbild die bäuerliche Fasnachtstradition wieder aufleben ließ, erblickte im Jahre 1930 das närrische Licht der Welt. In jenem Jahr fand sich im Freiburger Stadtteil Herdern, einem ehemals selbständigen Winzerdorf vor den Toren der Stadt, eine Gruppe junger Männer zusammen, die beschlossen, eine Narrenzunft zu gründen und altes Brauchtum aufleben zu lassen.
Nazis sahen im Kostüm eine "Verunglimpfung" der Bauern
Als Narrenhäs (Kostüm) wählten sie eine bäuerliche Tracht mit Zipfelkappe und Trachtenhütchen, engen schwarzen Hosen und einer rotem Jacke (Schilee) mit großen Knöpfen. Bei ihren öffentlichen Auftritten führten sie allerlei närrische Requisiten, wie "Schnapsguddere" (Schnapsflasche), "Dubackpfiffe" (Tabakpfeife), "Buureveschper" (Bauernmahlzeit mit Schwarzwurst, Speck und Brot) und "Rägeschirm" (Regenschirm) mit sich. Der "Lalli", nach dem sie sich benannten, ist im Alemannischen ein ungehobelter Kerl, der seine lose Zunge nicht im Zaum halten kann. Vier Jahre trieb die zunächst 15 Männer starke Gruppe in dieser Verkleidung ihr närrisches Unwesen, allen voran Ernst Scheu und sein Schwager Oskar Keller, die beide in der Hauptstraße 43 am Glasbach wohnten.