Norovirus-Ausbruch auf Cannstatter Wasen: Wie konnte das passieren?
Es ist ein Debakel: Mehr als 700 Menschen stand am 264.24
870 haben sich offenbar in einem Festzelt infiziert. Hygieneforscher Benjamin Eilts hat einen Verdacht, wie das geschehen konnte - und warnt.
Mehr als 800 Menschen haben sich in Stuttgart auf der Cannstatter Wasen in einem Festzelt offenbar mit dem Norovirus angesteckt.
Statt Feierlaune nehmen sie vom Volksfest Übelkeit und Erbrechen mit. Benjamin Eilts, Professor für Hygiene an der Hochschule Sigmaringen-Albstadt, über Risiken, Vorsichtsmaßnahmen und den Faktor Mensch.
Herr Eilts, der Fall aus Stuttgart macht aktuell Schlagzeilen. Zunächst hieß es, ein Besucher habe das Norovirus möglicherweise eingeschleppt, nach aktuellem Stand soll der Ausbruch allerdings im Servicebereich stattgefunden haben. Was halten Sie für wahrscheinlich?
Das Norovirus wird häufig über Lebensmittel, durch Erbrochenes oder Fäkalien übertragen. Von Letzteren nehmen andere Besucher eher Abstand. Ich kenne die Hintergründe nicht, aber bei der hohen Anzahl an Infizierten, halte ich einen Ausbruch über Schmutz- Schmierinfektionen zwischen Personal und Besuchern für sehr viel wahrscheinlicher.
Geht die Ansteckung vom Personal mit Lebensmittelkontakt oder direkt von den Lebensmitteln aus, wäre ein Verstoß gegen Hygienerichtlinien sehr wahrscheinlich. Wer erkrankt ist oder gewisse Krankheitssymptome hat, darf nicht mit Lebensmitteln arbeiten. Selbst wenn die Erkrankung erst während der Schicht auftritt, gibt es eigentlich Verordnungen und Standards - wie etwa das Waschen und Desinfizieren der Hände nach dem Toilettengang, Durcherhitzen von Speisen, et cetera - die die Ausbreitung verhindern sollten.
Wie sicher sind die großen Volksfeste wie Wasen oder Oktoberfest mit Blick auf die Hygiene?
Grundsätzlich gilt: Wo viele Menschen sind, kann immer etwas passieren. Das gilt nicht nur für die Feste an sich, wo viel an der frischen Luft stattfindet, sondern vor allem auch auf die Anfahrtswege. In Bussen, Bahnen oder Fahrgemeinschaften sind viele Menschen zusammen auf engem Raum. Null Prozent Risiko gibt es leider noch nicht. Für Besucher gibt es aber trotzdem keinen Grund zur Sorge. Wir haben sehr gute Richtlinien und Kontrollinstanzen, die funktionieren und genau darauf ausgelegt sind, die größtmögliche Sicherheit zu bieten. Nur wenn diese einmal nicht eingehalten oder unterschritten werden, kann es zu solchen Vorfällen kommen wie in Stuttgart.