Jeder kennt das Weihnachtslied „O Tannenbaum“ - eigentlich war es mal ein Liebeslied
in Weihnachtszeit
21.12.2024 08:08
von
Uschi
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Jeder kennt das Weihnachtslied „O Tannenbaum“ - eigentlich war es mal ein Liebeslied
„O Tannenbaum, O Tannenbaum“ zählt zu den bekanntesten Weihnachtsstücken. Vor 200 Jahren entstand der Klassiker aus einem Liebeslied.
Der festlich geschmückte Tannenbaum gehört auf der ganzen Welt zu Weihnachten dazu: Er leuchtet in Wohnzimmern und Kirchen, auf dem Petersplatz in Rom und vor dem Rockefeller Center in Manhattan. Das berühmteste deutsche Lied zum Brauch: „O Tannenbaum, o Tannenbaum, wie treu (auch: grün) sind deine Blätter“.
Der Leipziger Musiker, Lehrer, Komponist und Theologe Ernst Anschütz (1780-1861) schuf den Klassiker vor 200 Jahren in seiner jetzigen Form. Er veröffentlichte ihn zusammen mit anderen Werken 1824 in seinem „Musikalischen Schulgesangbuch“. Anschütz nutzte dafür ein tragisches Liebeslied, das die Untreue einer jungen Frau im Kontrast zum immergrünen Tannenbaum als Symbol der Treue besingt, und formte es um zum hoffnungsvollen Weihnachtslied.
Dabei behielt er die Melodie und die erste Strophe eines älteren Tannenbaum-Liedes des Berliner Pädagogen August Zarnack (1777-1827) bei, strich die restlichen Strophen und dichtete zwei neue dazu. Damit rückte er den Baum in den Mittelpunkt. Die Noten setzte er zweistimmig. Die Volksweise wurde später auch für zahlreiche Parodien genutzt. Geschmückter Baum zieht in die Wohnzimmer ein
„Vermutlich handelt es sich um das erste Lied, das einen Zusammenhang zwischen Tannenbaum und Weihnachtsfest herstellt“, schreibt der Musikwissenschaftler Tobias Widmaier vom Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Universität Freiburg. Mit der Herausbildung spezifisch bürgerlicher Weihnachtsbräuche habe im 19. Jahrhundert auch der geschmückte Baum in den Wohnstuben Einzug gehalten, allerdings zunächst nur bei wohlhabenden Familien.
RE: Jeder kennt das Weihnachtslied „O Tannenbaum“ - eigentlich war es mal ein Liebeslied
in Weihnachtszeit
21.12.2024 08:15
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Uschi
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Anschütz, Sohn eines evangelischen Pfarrers und bekennender Freimaurer, stellte sein „Schulgesangbuch“ von 1824 für den Unterricht bereit und führte dort Volkslieder ein, wie Widmaier erklärt. Dafür suchte er gefällige Melodien aus. Die Texte fand er im überlieferten Liedgut oder in Zeitungen und Zeitschriften, für die er arbeitete. Und er dichtete sie auch selbst. Unter den 1824 erschienenen Kinderliedern waren laut dem Freiburger Institut außer „O Tannenbaum“ auch „Fuchs, du hast die Gans gestohlen“ und „Alle meine Entchen schwimmen auf dem See“.
Immergrün steht für Beständigkeit
Der Klassiker „O Tannenbaum“ wird heute landauf und -ab gesungen. Auch der MDR-Kinderchor hat ihn im aktuellen Weihnachtsprogramm. Chorleiter Alexander Schmitt sagt, er habe das Liedjubiläum und den regionalen Bezug aufgreifen wollen. Die Melodie von „O Tannenbaum“ sei sehr eingängig, gehe total ins Ohr und bleibe im Kopf hängen. Sie sei so schmissig, dass sie auch junge Leute begeistere und im kulturellen Gedächtnis hängenbleibe. Der MDR-Kinderchor singe das Lied in einem modernen Arrangement mit Orchester, sagt Schmitt.
In der christlichen Kultur symbolisiert der Tannenbaum das ewige Leben und die Hoffnung auf Wiedergeburt. Die immergrünen Nadeln stehen für Beständigkeit und Leben auch in den kalten Monaten des Jahres. Anderswo gilt der Tannenbaum als Schutzsymbol gegen böse Geister und negative Energien, er steht für Glück und Wohlstand im folgenden Jahr oder er wird zur Wintersonnenwende gefeiert, um die Rückkehr des Lichts zu begrüßen.
Warum Blätter statt Nadeln
Das Freiburger Institut hat Dutzende populäre und traditionelle Lieder erforscht — von „Ein feste Burg ist unser Gott“ bis zu „Last Christmas“. Der geschäftsführende Direktor Michael Fischer betont: „Uns interessieren vor allem die Kontexte, in denen ein Werk entstanden ist.“ Schulgesangbücher wie das von Anschütz hätten sich zunächst an Lehrer gerichtet, sagt Fischer. Diese sollten die Lieder dann den Schülerinnen und Schülern vermitteln. Dass bei „O Tannenbaum“ die grünen Blätter besungen würden, obwohl dieser Baum doch Nadeln habe, sei mit der historischen Sprache zu erklären: „Es wurde um 1800 von den runden, spitzigen Blättern der Fichten und Tannen gesprochen“, erklärt Fischer.
Die Melodie ist leicht, das Lied insgesamt volkstümlich. Der Text hat die „Qualität einer bestimmten Unbestimmtheit“, formuliert es Fischer. Besungen wird der Tannenbaum, nicht etwa der Christbaum. Anschütz habe das Lied zwar als ein religiöses Werk entworfen, aber es sei deutungsoffen. Das sei ein Grund für den großen Erfolg bis heute. (epd) Text zum Weihnachtslied „O Tannenbaum“
O Tannenbaum, o Tannenbaum! Wie treu (auch: grün) sind deine Blätter; du grünst nicht nur zur Sommerzeit, nein, auch im Winter, wenn es schneit. O Tannenbaum, o Tannenbaum, wie treu sind deine Blätter.
O Tannenbaum, o Tannenbaum, du kannst mir sehr gefallen; wie oft hat nicht zur Weihnachtszeit ein Baum von dir mich hoch erfreut. O Tannenbaum, o Tannenbaum, du kannst mir sehr gefallen. O Tannenbaum, o Tannenbaum, dein Kleid will mir was lehren: die Hoffnung und Beständigkeit gibt Trost und Kraft zu jeder Zeit! O Tannenbaum, o Tannenbaum, dein Kleid will mir was lehren. (epd)