Wer noch auf der Suche nach einer Tischreservierung für das Oktoberfest ist, muss tief in die Tasche greifen. Im Netz gibt es viele Angebote. Doch die sind eigentlich verboten.
München - Wer jetzt noch einen Tisch auf der Wiesn reservieren will, braucht entweder eine Handvoll Glück oder zwei Hände voll Geld – oder gleich beides. Schließlich sind so kurz vor dem Anstich fast alle großen Festzelte ausgebucht. Zumindest offiziell. Im Internet werden dagegen noch jede Menge Plätze gehandelt – zum Teil zu Wucherpreisen.
Sebastian Purger (33) traute seinen Augen kaum, als er das Netz nach einem freien Wiesn-Tisch durchkämmte. Große Hoffnung hatte der Neuöttinger zwar nicht, erzählt er. Denn: Ein freier Wiesn-Tisch, am Wochenende – und dann auch noch am Abend, „das ist eigentlich utopisch“. „Aber was finde ich“, berichtet Purger weiter, „Angebote ohne Ende!“ Von Firmen, die sich auf den Weiterverkauf von Gutscheinen spezialisiert haben. Oder: Von Kunden, die ihre eigene Reservierung in letzter Sekunde noch loswerden wollen.
Oktoberfest 2019: Weiterverkauf von Reservierungen ist eigentlich verboten
Auf ebay zum Beispiel steht aktuell ein Tisch im Hofbräuzelt zum Verkauf, für 520 Euro. Und auch in der Bräurosl sind noch jede Menge Tische frei – zumindest, wenn man den Angeboten bei ebay oder anderen externen Anbietern glaubt. Auf der Internetseite tischreservierung-oktoberfest.de findet sich ein Doppeltisch im Marstall Festzelt, für 11.499 Euro. In Worten: Elftausendvierhundertneunundneunzig Euro!
Preise, die schockieren – und stutzig machen. Schließlich verlangen die Betreiber der Festzelte im Falle einer Reservierung pro Kopf durchschnittlich 38 Euro. Außerdem haben die Wirte in ihren Allgemeinen Geschäftsbedingungen eine Klausel verankert, die den Weiterverkauf von Reservierungen verbietet. So die Theorie. „Praktisch aber lässt sich das leider nur sehr schwer kontrollieren“, weiß Festwirt Christian Schottenhamel. Denn jede einzelne Reservierung am Zelteingang noch einmal mit den Personalien des Käufers zu vergleichen, „das lässt sich im Alltag nicht bewerkstelligen – schon gar nicht am Abend.“
Fake-Angebote beim Oktoberfest: Hier ist Vorsicht geboten!
Aber die Bedienungen seien mittlerweile sensibilisiert. „Wenn sich drei Pärchen an einem reservierten Tisch nichts zu sagen haben“, so Schottenhamel, „dann wird nachgeforscht.“ Sollte sich herausstellen, dass die Plätze über einen externen Anbieter erworben wurden, dann fliegen die Käufer raus. „Und sie werden für künftige Anfragen gesperrt“.
Wir haben den Sprecher der Online-Agentur „Tischreservierung Oktoberfest“ am Telefon erreicht. Über Rechtsklagen gegen seine Firma macht sich der Betreiber „keine Sorgen“. Man kaufe die Reservierungen schließlich nicht bei den Wirten selbst, so der Sprecher, sondern vermittle lediglich Gutscheine weiter, die von Firmen angeboten würden. Rund 250 Zulieferer habe sein Unternehmen, das seit sieben Jahren besteht. „Ein Geben und Nehmen – ein völlig legales Geschäft, von dem vor allem Festgäste aus dem Ausland profitieren.“
https://www.tz.de/muenchen/wiesn/oktober...t-13011473.html