Nach dem Abendgeläut schreitet der Priester oder der Hausherr durch alle Räume
des zu segnenden Hauses bzw. Wohnung und räuchert alle Ecken / Winkel
unter Gebeten und Gesängen aus.
Diese Ausräucherung findet zumeist an Silvester oder in der Dreikönigsnacht statt.
Die an Mariä Himmelfahrt geweihten Kräuterbuschen,
die in den Rauhnächten zur Ausräucherung von Haus uns Hof zum Einsatz kommen,
werden teilweise auch als „Neunerlei“-Räuchermischung bezeichnet,
wobei diese Tradition je nach Region immer etwas variieren kann.
Den Namen verdankt die Mischung ihrem Inhalt her:
So enthält diese Räuchermischung neun unterschiedliche Zutaten
(Kräuter & Hölzer mit reinigender Wirkung), die je nach Überlieferung
auch variieren können. Gesammelt werden diese Pflanzenteile
wie u.a. Beifuß, Wacholder oder Wermut meistens
in den Tagen vor Mariä Himmelfahrt, da in dieser Zeit die Heil- und Wirkungskraft
der Kräuter und Hölzer am stärksten sein soll.
Im Handel können heutzutage aber auch bereits fertige Neunerlei-Mischungen erworben werden.
Neben der Kräutermischung gibt es aber auch noch eine weitere Mischung Neunerlei-Mischung: Diese setzt sich aus neun unterschiedlichen Hölzern zusammen, deren zugehörige Bäume von unseren Vorfahren als heilig verehrt wurden.
Geräuchert wurde diese Mischung in den so genannten „Rauhnächten“, wobei das Wort „rauh“ sich nicht nur auf die rauhe Winterzeit, sondern auch auf „Rauch“ bezieht. Nach der Wintersonnenwende folgen die zwölf Rauhnächte. Diese beginnen mit dem Heiligabend und enden in der Nacht vom 5./6. Januar. Das Räuchern in diesen Tagen bezweckt die Herstellung eines Kontakts zu den Ahnengeistern. Früher galten die Neunerlei-Mischungen aber auch als Räuchermittel zum Schutz vor Hexen und Teufeln.
Bestandteile der Kräuter-Mischung:
Neunerlei-Kräuter-Weihrauch
Neunerlei
Alpranken, Bittersüss (solanum dulcamara)
Baldrianwurzel (valerina officinalis)
Beifuß (artemisia vulgaris)
Eberraute (artemisia abrotanum)
Echtes Labkraut (galium verum)
Hirschkraut, Wasserdost (eupatorium cannabinum)
Odinskopf, Alant, Alantwurzel (inula helenium)
Rainfarn (tanacetum vulgare)
Wermut (artemisia absinthium)
Man sammelt von diesen neun Pflanzen jeweils die Blüten und vermischt diese zu gleichen Teilen. Ergänzend können der Mischung noch Wacholderbeeren und Olibanum beigegeben werden.
Bestandteile der Neunerlei Hölzer:
Arve / Zirbe (pinus cembra)
Eibe (taxus baccata)
Fichte (picea)
Kiefer (pinus sylvestris)
Lärche (larix decidua)
Latschenkiefer / Legföhre (pinus mugo)
Sadebaum (juniperus sabina)
Tanne (abies alba)
Wacholder (juniperus communis)
Quellen:
Rätsch, Christian: Weihrauch und Copal. Räucherharze und -hölzer. Ethnobotanik, Rituale und Rezepturen; Baden und München 2004, S. 83.
Rätsch, Christian: Räucherstoffe. Der Atem des Drachen; Aarau (Schweiz) 2009, S. 56, 217.