Die Kartografen des Darknets
Die Waffe, mit der David S. bei seinem Amoklauf neun Menschen und zuletzt sich selbst erschoss, soll aus den Tiefen des Darknets stammen. Unter dem Pseudonym "Maurächer" scheint er in geschützten Chatforen auf die Suche nach einer Pistole gegangen zu sein. Das zeigt die Auswertung seines Computers. Ob er sie dort auch bekommen hat, ist nach aktuellem Ermittlungsstand noch offen.
Darknet. Für die Beamten verheißt das nichts Gutes, denn zu perfekt verwischt das anonyme Parallelnetz die Spuren seiner Akteure. Manche sehen im dunklen "Netz-im-Netz" einen wichtigen Schutzraum für Dissidenten, politische Aktivisten und Whistleblower. Hier können Verfolgte weitgehend frei kommunizieren, Informationen austauschen oder Dokumente übergeben.
Doch viel prominenter noch ist sein anderes Gesicht. Das Darknet bietet einen nahezu rechtsfreien Raum für die übelsten Tätigkeiten und Typen: für Kinderpornografie, die in geheimen Foren getauscht wird, für den Handel mit gefährlichen Mordwerkzeugen oder gar das Anheuern eines Killers. All das gibt es auf den Webseiten mit der charakteristischen Endung .onion zu finden.
Denjenigen Wissenschaftlern, die die Schalen dieser Zwiebel durchdrungen haben, zeigt sich ein weiteres Bild: das einer großen, unkonventionellen Einkaufsmeile, die der legalen Netzwirtschaft überraschend ähnlich sieht.
Eine illegale Einkaufsmeile
Wie bei Amazon der eBay können auch im Darknet die Käufer ihre Kommentare zu einzelnen Produkten und Händlern hinterlassen. Viele Marktplätze haben sich zudem klare Regeln gegeben, oft ist etwa der Handel mit Waffen, mit Gift, mit Auftragsmorden oder mit menschlichen Organen verboten. Bezahlt wird in der Kryptowährung Bitcoin, hier mehr dazu