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#51

RE: Adventskalender 2022

in Adventskalender 2022 13.12.2022 16:38
von Uschi | 47.022 Beiträge | 49514 Punkte

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es war Einmal

Es war ein Schuster ohne seine Schuld so arm geworden, daß ihm endlich nichts mehr übrig blieb als Leder zu einem einzigen Paar Schuhe. Nun schnitt er am Abend die Schuhe zu, die wollte er den nächsten Morgen in Arbeit nehmen; und weil er ein gutes Gewissen hatte, so legte er sich ruhig zu Bett, befahl sich dem lieben Gott und schlief ein. Morgens, nachdem er sein Gebet verrichtet hatte und sich zur Arbeit niedersetzen wollte, so standen die beiden Schuhe ganz fertig auf seinem Tisch. Er verwunderte sich und wußte nicht, was er dazu sagen sollte. Er nahm die Schuhe in die Hand, um sie näher zu betrachten: sie waren so sauber gearbeitet, daß kein Stich daran falsch war, gerade als wenn es ein Meisterstück sein sollte. Bald darauf trat auch schon ein Käufer ein, und weil ihm die Schuhe so gut gefielen, so bezahlte er mehr als gewöhnlich dafür, und der Schuster konnte von dem Geld Leder zu zwei Paar Schuhen erhandeln. Er schnitt sie abends zu und wollte den nächsten Morgen mit frischem Mut an die Arbeit gehen, aber er brauchte es nicht, denn als er aufstand, waren sie schon fertig, und es blieben auch nicht die Käufer aus, die ihm so viel Geld gaben, daß er Leder zu vier Paar Schuhen einkaufen konnte. Er fand frühmorgens auch die vier Paar fertig; und so gings immer fort, was er abends zuschnitt, das war am Morgen verarbeitet, also daß er bald wieder sein ehrliches Auskommen hatte und endlich ein wohlhabender Mann ward.
Nun geschah es eines Abends nicht lange vor Weihnachten, als der Mann wieder zugeschnitten hatte, daß er vor Schlafengehen zu seiner Frau sprach 'wie wärs, wenn wir diese Nacht aufblieben, um zu sehen, wer uns solche hilfreiche Hand leistet?' Die Frau wars zufrieden und steckte ein Licht an; darauf verbargen sie sich in den Stubenecken, hinter den Kleidern, die da aufgehängt waren, und gaben acht. Als es Mitternacht war, da kamen zwei kleine niedliche nackte Männlein, setzten sich vor des Schusters Tisch, nahmen alle zugeschnittene Arbeit zu sich und fingen an, mit ihren Fingerlein so behend und schnell zu stechen, zu nähen, zu klopfen, daß der Schuster vor Verwunderung die Augen nicht abwenden konnte. Sie ließen nicht nach, bis alles zu Ende gebracht war und fertig auf dem Tische stand, dann sprangen sie schnell fort.

Am andern Morgen sprach die Frau 'die kleinen Männer haben uns reich gemacht, wir müßten uns doch dankbar dafür bezeigen. Sie laufen so herum, haben nichts am Leib und müssen frieren. Weißt du was? Ich will Hemdlein, Rock, Wams und Höslein für sie nähen, auch jedem ein Paar Strümpfe stricken; mach du jedem ein Paar Schühlein dazu.' Der Mann sprach 'das bin ich wohl zufrieden,' und abends, wie sie alles fertig hatten, legten sie die Geschenke statt der zugeschnittenen Arbeit zusammen auf den Tisch und versteckten sich dann, um mit anzusehen, wie sich die Männlein dazu anstellen würden. Um Mitternacht kamen sie herangesprungen und wollten sich gleich an die Arbeit machen, als sie aber kein zugeschnittenes Leder, sondern die niedlichen Kleidungsstücke fanden, verwunderten sie sich erst, dann aber bezeigten sie eine gewaltige Freude. Mit der größten Geschwindigkeit zogen sie sich an, strichen die schönen Kleider am Leib und sangen

'sind wir nicht Knaben glatt und fein?

was sollen wir länger Schuster sein!'

Dann hüpften und tanzten sie, und sprangen über Stühle und Bänke. Endlich tanzten sie zur Tür hinaus. Von nun an kamen sie nicht wieder, dem Schuster aber ging es wohl, solang er lebte, und es glückte ihm alles, was er unternahm.


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#52

RE: Adventskalender 2022

in Adventskalender 2022 14.12.2022 03:33
von Uschi | 47.022 Beiträge | 49514 Punkte

Advent


Es treibt der Wind im Winterwalde
Die Flockenherde wie ein Hirt,
Und manche Tanne ahnt, wie balde
Sie fromm und lichterheilig wird.
Und lauscht hinaus. Den weißen Wegen
Streckt sie die Zweige hin bereit
Und wehrt dem Wind und wächst entgegen
Der einen Nacht der Herrlichkeit.
Rainer Maria Rilke


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#53

RE: Adventskalender 2022

in Adventskalender 2022 14.12.2022 16:31
von Uschi | 47.022 Beiträge | 49514 Punkte

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Schon mal aufgefallen? Das Wort „Engel“ hat hinten die Buchstaben E und L. Und viele Engelsnamen enden auch auf E und L: Michael, Gabriel oder Raphael.

„EL“ – das bedeutet, dass die Engel in Gottes Auftrag unterwegs sind.

Michael, Gabriel und Raphael sind bestimmt die berühmtesten und wichtigsten Engel. Es gibt aber ganz viele von ihnen – und alle ihre Namen enden hinten auf E und L. 

Heute will ich Ihnen von einem Engel erzählen, der sich immer verspätet hat.

Egal, was ausgemacht war, immer kam er mindestens eine halbe Stunde zu spät.

Wie sein Name wirklich lautete, weiß keiner mehr, denn irgendwann nannten ihn alle anderen Engel nur noch Tröd-el.

Wenn die Oberengel sagten: Gleich geht’s los, dann musste Tröd-el erst noch aufs stille Örtchen oder sich die Schnürsenkel binden (und das konnte er nicht so gut, sodass er mehrere Versuche brauchte und das meistens ewig dauerte).

Die Oberengel verzweifelten langsam an Tröd-el – aber es hatte keinen Zweck, sich aufzuregen.

Und so lernten sie, damit umzugehen: Sie bestellten ihn einfach immer eine halbe Stunde eher, als er sich mit ihnen treffen sollte. Wenn sie ihn um acht Uhr brauchten, sagten sie: „Tröd-el, du musst um halb acht da sein!“ Und so war Tröd-el dann halbwegs pünktlich.

Das alles half freilich nichts, wenn es einmal schnell gehen musste. Zum Beispiel, wenn ein Kind zur Welt kommt. Da kann man gar nicht so groß im Voraus planen.

Eines Tages kam nämlich aus den himmlischen Lautsprechern eine Durchsage:

„Halleluja, alle zusammen! Alle Engel unbedingt sofort zur Flugschanze. Der Sohn von Gott kommt zur Welt. Abflug in zehn Minuten. Ziel: Feld bei Bethlehem, wo die Hirten sich aufhalten.“

Alle Engel, große und kleine, wuselten durcheinander, holten ihre Flügel, polierten schnell noch mal ihre Heiligenscheine, packten ihr Navi ein und zogen ihr sauberstes und strahlendstes Gewand an. Das war ein ganz schöner Lärm, denn alle sprachen aufgeregt durcheinander und einige übten nochmal das „Halleluja“- und „Gloria“- Singen. Der Sohn vom Chef kommt ja nur einmal zur Welt.

Auch Tröd-el machte sich in diesem Trubel auf den Weg. Aber auf dem Weg zur Flugschanze merkte er, dass auf seinem Engelsgewand direkt auf der Brust ein dicker dunkelroter Fleck war. Hätte er doch heute mittag nicht sein Lieblingsessen gegessen, Spaghetti mit Tomatensoße! Wenn Gabriel ihn mit diesem vollgekleckerten Gewand sehen würde, gäbe es bestimmt Ärger!

Während also die gesamten himmlischen Heerscharen mehr oder weniger würdevoll zur Schanze rannten, ging Tröd-el zurück in sein Zimmer und wechselte sein Gewand.

Ehrlich gesagt brauchte das dann doch wieder etwas länger, weil ihm sein Lieblingsbuch in die Hände fiel und er darin kurz lesen musste. Aber schließlich steckte er sein himmlisches Navi ein und machte sich auf den Weg zur Flugschanze.

Dort war es jetzt leise und sie war natürlich schon völlig leer, alle anderen Engel waren schon längst losgeflogen.

Tröd-el gab in sein Navi „Hirtenfeld bei Bethlehem“ ein, und als die Route angezeigt wurde, flog er los. Diesmal trödelte er auch kaum, ehrlich.

Aber als er am Feld der Hirten ankam, war da kein einziger seiner Engelskollegen mehr da.

Tröd-el stiegen fast schon die Tränen in die Augen, weil er anscheinend ganz schön was verpasst hatte. Da sah er einen uralten Hirten mit einem kleinen Hund auf einem kleinen Felsen sitzen.

Tröd-el wischte sich die Augen, schaltete seinen Heiligenschein an und sagte: „Fürchte dich nicht!“ (Das müssen Engel immer als Erstes sagen, wenn sie einem Menschen begegnen, Engel sind ja meistens ganz schön beeindruckende Gestalten, leuchtend und groß – da kann man es schon mit der Angst zu tun bekommen. Tröd-el hätte es aber nicht zu sagen brauchen.)

„Was bist denn du für einer?“, sprach ihn der alte Mann ziemlich unbeeindruckt an.

„Ich bin ein Engel. Hier, meine Flügel plus Heiligenschein!

Aber sag mal: Waren grad schon andere Engel hier?“, fragte Tröd-el.

„Ja, schon!“, antwortete der Alte. „Aber nicht grad. Eher vor zwei Stunden! Und die Engel haben gesagt: ‚Euch ist heute der Heiland geboren, er liegt in Bethlehem in seiner Krippe. Das müsst ihr euch anschauen.` Da sind meine Hirtenkollegen mit ihren Schafen losgezogen.“

„Und warum bist du nicht mit?“, erkundigte sich Tröd-el.

Der alte Hirte seufzte: „Ich fühlte mich zu schwach für diese weite Reise. Die jungen Hirten boten mir zwar an, mich irgendwie zu tragen, aber das wäre zu weit für mich, der Weg geht ja durch Täler und über Hügel, das wollte ich ihnen und mir nicht zumuten. Ich hätte den Heiland ja auch gern gesehen, aber es ging halt nicht.“ Der alte Hirte schaute traurig.

Tröd-el überlegte. Dann sagte er: „Weißt du was? Ich nehm dich mit! Ich muss da eh hin! Die Fluglinie ist viel kürzer als der Landweg, und du wiegst ja sicher nicht viel. Und außerdem ist es ja meine Aufgabe als Engel, Menschen zu helfen.“

Der Alte lachte auf: „Aber meinen Hund müssen wir auch mitnehmen!“

Und so stiegen der alte Hirte und sein Hund auf den Rücken von Tröd-el. Der gab in sein Navi „Stall in Bethlehem“ ein und dann flog er langsam los. Der Alte jauchzte vor Vergnügen, als sie vom Feld abhoben.

Zwischendurch packte der Alte seinen Hirtenkäse und Brot aus und teilte das alles mit Tröd-el und dem Hund. So erfanden sie gewissermaßen die Bordverpflegung. Und weil Tröd-el sich dabei natürlich etwas einsaute, mussten sie an einem Fluss Pause machen, wo Tröd-el die Flecken auswusch. So kamen sie wieder etwas verspätet am Stall von Bethlehem an.

„Sie haben ihr Ziel erreicht!“, informierte das Navi von Tröd-el.

Der Stall war eine windschiefe Holzbude.

Ein sanfter Lichtschein schien unter der geschlossenen Tür heraus. Vor dem Stall lagerten mehrere Kamele und ein Elefant. Drei bunt und eindrucksvoll gekleidete Herren schliefen auf Decken bei diesen Tieren.

Auch ruhten einige Hirten mit ihren Schafen in der Nähe des Stalles.

Der alte Hirte lauschte an der Stalltür.

„Ich höre ein leises Schnarchen. Alles schläft!“, sagte der alte Hirte. „Aber ich geh jetzt trotzdem rein.“

Er nahm seinen Hund auf den Arm, öffnete ganz vorsichtig die Stalltür und trat ein.

Auf einmal leuchtete das Navi von Tröd-el auf und ein lautes „Pling“ erklang. Hektisch stellte Tröd-el es auf stumm, um niemanden aufzuwecken. Eine Botschaft vom Chef war angekommen:

„Es gibt einen Grund, warum Du grad am Stall bist. Die anderen Engel sind schon fort, deswegen musst du das jetzt übernehmen. Du musst den Josef warnen, dass der König Herodes dem Jesuskind Böses will. Sie sollen deswegen nach Ägypten flüchten. LGG.“ (Das war Gottes Verabschiedung unter allen Kurznachrichten: Liebe Grüße, Gott.)

Tröd-el schaltete sein Navi aus und ganz langsam betrat auch er den Stall.

Da saßen sie und schliefen bei Kerzenlicht, das aus einer kleinen Laterne an einem der Pfosten schien: Maria und Josef, dazu schnarchten ein Ochse und ein Esel in Ecken des Stalls.

Nur das Jesuskind lag wach in seiner Krippe und lachte den alten Hirten an. Der stand an der Krippe und Tränen der Freude liefen ihm übers Gesicht. „Der Herrscher der Welt für uns kleine Leut …“, murmelte er.

Tröd-el schlich zu Josef und flüsterte ihm ins Ohr: „Fürchte dich nicht. Du musst mit deiner Familie nach Ägypten flüchten, sonst wird was Schlimmes passieren.“ Josefs Augen bewegten sich hinter den Augenlidern, Tröd-el war sich ziemlich sicher, dass die Botschaft angekommen war.

Der alte Hirte und Tröd-el winkten dem Jesuskind zu, das langsam auch einschlief, und dann schlichen wieder aus dem Stall.

„Hat meine Trödelei also sogar was gebracht!“, freute sich Tröd-el.

Der Alte grinste ihn an: „So ist das! Gott hat mit jedem was vor – und jeder kann mit seinen Eigenheiten und Talenten für andere zum Engel werden. So auch du – ohne deine Trödelei hättest du mir nicht helfen können und auch dem Josef nicht diese Botschaft Gottes mitteilen können!“

Die beiden verabschiedeten sich, der Alte wollte noch Freunde in Bethlehem besuchen, wenn er schon mal da war, und Tröd-el wollte nicht zu spät zur großen Geburtstagsparty für Jesus im Himmel kommen, die sicher gerade stieg. Beziehungsweise nicht viel zu spät.

Er schaltete seinen Heiligenschein auf Fernlicht und flog langsam Richtung Himmel davon. Und als er dort ankam, wurde Tröd-el von seinen Kollegen zum ersten Mal für sein Zuspätkommen gelobt und gefeiert.

Die Party war im Himmel immer noch in vollem Gange, als einige Stunden später im Stall von Bethlehem die Heilige Familie langsam wieder erwachte und Josef seiner Familie mitteilte: „Mir ist im Traum ein Engel erschienen! Wir müssen los!“

Text: Hannes Schott


 


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#54

RE: Adventskalender 2022

in Adventskalender 2022 14.12.2022 17:55
von Anita | 138 Beiträge | 475 Punkte

Danke😍Ich mag Engelsgeschichten.
(Mein Lieblingsengel heißt Metatron).


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#55

RE: Adventskalender 2022

in Adventskalender 2022 14.12.2022 18:03
von Uschi | 47.022 Beiträge | 49514 Punkte

wie schön
ich habe noch 2 die ich einstellen möchte
also du darfst gespannt sein


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#56

RE: Adventskalender 2022

in Adventskalender 2022 15.12.2022 04:34
von Uschi | 47.022 Beiträge | 49514 Punkte

An der Ecke
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Der Winter kommt und mit ihm meine Alte,
die an der Ecke stets Kastanien briet.
Ihr Antlitz schaut aus einer Tücherspalte
froh und gesund, ob Falte auch bei Falte
seit vielen Jahren es durchzieht.

Und tüchtig ist sie, ja, das will ich meinen;
die Tüten müssen rein sein, und das Licht
an ihrem Stand muss immer helle scheinen,
und von dem Ofen mit den krummen Beinen
verlangt sie streng die heiße Pflicht.

So trefflich schmort auch keine die Maroni.
Dabei bemerkt sie, wer des Weges zieht,
und alle kennt sie - bis zum Tramwaypony;
sie treibts ja Jahre schon, die alte Toni ...
Und leise summt ihr Herd sein Lied.

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Ich wünsche dir eine stimmungsvolle Adventszeit


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#57

RE: Adventskalender 2022

in Adventskalender 2022 15.12.2022 17:55
von Uschi | 47.022 Beiträge | 49514 Punkte

Und Engel gibt es doch

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Lena stand in der Dunkelheit an dem verlassenen Bahnhof des kleinen Dorfes. Zu dumm, dass sie in den falschen Zug gestiegen war und es erst so spät bemerkt hatte. Jetzt stand sie hier, der Akku des Handys war leer und weit und breit war kein Mensch zu sehen, den sie hätte fragen können, wann der nächste Zug kommen würde. Die Anzeigetafeln waren nicht erleuchtet und überhaupt schien dieser Bahnhof wie verlassen zu sein.
Kalt war es außerdem. Plötzlich bekam Lena Angst. Mit ihren 24 Jahren hatte sie sich noch nie um irgendwelche Gefahren im Dunkeln Gedanken gemacht. Wenn man aus einer Großstadt kommt, ist man so gut wie nie irgendwo allein. Aber hier war sie es. Und es kam ihr schon wie eine Ewigkeit vor, dass sie aus dem falschen Zug ausgestiegen war. Sie fror, war müde und hungrig und ihr Freund, der irgendwo in der 30 km entfernten Kleinstadt auf sie wartete, machte sich bestimmt auch schon langsam Sorgen um sie. Ohne Handy konnte sie ihm ja nicht Bescheid sagen und eine Telefonzelle schien es hier auch nicht zu geben.
Da erinnerte sie sich daran, dass sie als Kind auch vor der Dunkelheit Angst hatte. Damals hatte sie jedes Mal gebetet, der liebe Gott solle auf sie aufpassen oder ihr einen Engel schicken, um sie zu beschützen.
Jetzt war sie den Tränen nah. Wie einfach doch früher alles war. Wenn sie traurig war, konnte sie einfach weinen und wenn sie Angst hatte, konnte sie beten. Und tatsächlich hatte beides auch immer geholfen. Das Weinen hatte sie erleichtert und das Beten...
Plötzlich fing Lena an zu weinen. Die Tränen strömten ihr nur so aus den Augen. Und fast wie von alleine formten ihre Lippen die Worte:" Lieber Gott, schicke mir bitte einen Engel, um mich zu beschützen und mach, dass dieser blöde Zug endlich kommt!".
Wie aus dem Nichts tauchte aus der Dunkelheit plötzlich ein Mann auf. Er sprach sie wie selbstverständlich an und sagte:" Der Zug kommt gleich. Da hinten sind ja schon die Lichter". Er zeigte mit der Hand in die Richtung, aus der tatsächlich der ersehnte Zug kam. Lena sah dem Zug entgegen und drehte sich dann um, um sich bei dem Mann zu bedanken. Doch dieser war nicht mehr zu sehen. Egal wohin sie auch blickte, so plötzlich wie der Mann aufgetaucht war, schien er auch wieder verschwunden zu sein.
Was hatte er hier gemacht? Wenn er nicht mit dem Zug fahren wollte, warum war er hier dann mitten in der Nacht aufgetaucht? Lena wagte sich kaum zu beantworten, was ihr Herz schon längst wusste: Dieser Mann war ein Engel. Er hatte keine Flügel, sprach auch keine großen Worte. Doch er kam genau zur rechten Zeit mit den richtigen Worten.
"Da hinten sind ja schon die Lichter", hatte er gesagt. "Immer, wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her". Diesen Spruch hatte einst ihre Großmutter immer wieder zu ihr gesagt. Und diese war es auch, die ihr stets versicherte: "Und Engel gibt es doch!".
Autor: weihnachtsgeschichten.net

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#58

RE: Adventskalender 2022

in Adventskalender 2022 16.12.2022 05:56
von Uschi | 47.022 Beiträge | 49514 Punkte

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Hörst du die Engel singen dann ist es Zeit
Für fröhliche Weihnacht komm mach dich bereit
Hörst du die Engel singen dann ist es Zeit
Komm lass die Glocken klingen zur schönen Weihnachtszeit

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#59

RE: Adventskalender 2022

in Adventskalender 2022 16.12.2022 16:52
von Uschi | 47.022 Beiträge | 49514 Punkte

Der Engel Heinrich

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Als ich dieses Jahr meine Pyramide und die Krippe und die zweiunddreißig Weihnachtsengel wieder einpackte, behielt ich den letzten in der Hand.
"Du bleibst", sagte ich. "Du kommst auf meinen Schreibtisch. Ich brauche ein bisschen Weihnachtsfreude für das ganze Jahr."

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"Da hast du aber ein Glück gehabt", sagte er.
"Wieso?" fragte ich ihn.
"Na, ich bin doch der einzige Engel, der reden kann."
Stimmt! Jetzt erst fiel es mir auf. Ein Engel, der reden kann? Das gibt es ja gar nicht! In meiner ganzen Verwandtschaft und Bekanntschaft ist das noch nicht vorgekommen. Da hatte ich wirklich Glück gehabt.
"Wieso kannst du eigentlich reden? Das gibt es doch gar nicht. Du bist doch aus Holz!"
"Das ist so. Nur wenn jemand einmal nach Weihnachten einen Engel zurückbehält, nicht aus Versehen oder weil er sich nichts dabei gedacht hat, sondern wegen der Weihnachtsfreude, wie bei dir, dann können wir reden. Aber es kommt ziemlich selten vor. Übrigens heiße ich Heinrich."
"Heinrich? Bist du denn ein Junge? Du hast doch ein Kleid an!" - Heinrich trägt nämlich ein langes, rotes Gewand.
"Das ist eine reine Modefrage. Hast du schon einmal einen.Engel in Hosen gesehen? Na also."
Seitdem steht Heinrich auf meinem Schreibtisch. In seinen Händen trägt er einen goldenen Papierkorb, oder vielmehr: Einen Müllkorb. Ich dachte erst, er sei nur ein Kerzenhalter, aber da hatte ich mich geirrt, wie ihr gleich sehen werdet. Heinrich stand gewöhnlich still an seinem Platz, hinter der rechten hinteren Ecke meiner grünen Schreibunterlage (grün und rot passt so gut zusammen!) und direkt vor ein paar Büchern, zwei Bibeln, einem Gesangbuch und einem Bändchen mit Gebeten. Und wenn ich mich über irgendetwas ärgere, hält er mir seinen Müllkorb hin und sagt: "Wirf rein!" Ich werfe meinen Ärger hinein - und weg ist er!
Manchmal ist es ein kleiner Ärger, zum Beispiel wenn ich wieder meinen Kugelschreiber verlegt habe oder eine fremde Katze in unserer Gartenlaube vier Junge geworfen hat. Es kann aber auch ein großer Ärger sein oder eine große Not oder ein großer Schmerz, mit dem ich nicht fertig werde, zum Beispiel, als kürzlich ein Vater und eine Mutter erfahren mussten, dass ihr fünfjähriges Mädchen an einer Krankheit leidet, die nicht mehr zu heilen ist. Wie soll man da helfen! Wie soll man da trösten! Ich wusste es nicht. "Wirf rein!" sagte Heinrich, und ich warf meinen Kummer in seinen Müllkorb.
Eines Tages fiel mir auf, dass Heinrichs Müllkorb immer gleich wieder leer war.
"Wohin bringst du das alles?"
"In die Krippe", sagte er.
"Ist denn so viel Platz in der kleinen Krippe?"
Heinrich lachte. "Pass auf! In der Krippe liegt ein Kind, das ist noch kleiner als die Krippe. Und sein Herz ist noch viel, viel kleiner."
Er nahm seinen Kerzenhalter unter den linken Arm und zeigte mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand, wie klein.
"Denn deinen Kummer lege ich in Wahrheit gar nicht in die Krippe, sondern in das Herz dieses Kindes. Verstehst du das?"
Ich dachte lange nach. "Das ist schwer zu verstehen. Und trotzdem freue ich mich. Komisch, was?"
Heinrich runzelte die Stirn. "Das ist gar nicht komisch, sondern die Weihnachtsfreude, verstanden?"
Auf einmal wollte ich Heinrich noch vieles fragen, aber er legte den Finger auf den Mund. "Psst!" sagte er. "Nicht reden! Nur sich freuen!"
Dietrich Mendt

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#60

RE: Adventskalender 2022

in Adventskalender 2022 17.12.2022 06:05
von Uschi | 47.022 Beiträge | 49514 Punkte

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Es gab wohl manchmal Zank und Streit
ihr habt euch nicht vertragen,
vergesst das Jetzt und seid bereit,
euch wieder zu vertragen.
Denn denk nicht nur an’s eigene Glück,
du solltest danach streben,
und anderen Menschen auch ein Stück
von deiner Liebe geben.
Der eine wünscht sich Ruhm und Geld,
die Wünsche sind verschieden.
Ich wünsche für die ganze Welt
nur Einigkeit und Frieden

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#61

RE: Adventskalender 2022

in Adventskalender 2022 17.12.2022 17:42
von Uschi | 47.022 Beiträge | 49514 Punkte

Als die Glocken nicht mehr schweigen konnten

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Die Glocken rufen zum Beten für den Frieden
„Nein, ich will heute nicht läuten“, rief die große Glocke im Kirchturm. Sie war die größte im Geläut und irgendwie die Chefin hier. „Überhaupt nicht mehr läuten möchte ich. Jetzt nicht und gar nicht mehr.“
„Warum das denn?“, fragte ihre Nachbarin, die mittlere Glocke, die auch Betglocke genannt wurde. „Liebst du unsere Klänge nicht mehr?“
Die große Glocke seufzte. „Ich schon. Aber sonst kaum jemand, wie es mir scheint. Uns hört doch fast keiner mehr zu!“
„Stimmt!“, klingklingte die kleine Glocke mit hellem Klingbim.
„Aber wenn wir nicht läuten, vergessen die Menschen, zur Kirche zu kommen oder sich im Gebet auf sich selbst zu besinnen. Nie war es wichtiger als jetzt in diesen unfriedlichen Zeiten!“, meinte die Betglocke, und eine tiefe Besorgnis hallte in ihrer Stimme.
„Wichtig! Wichtig! Friede! Friede! Wichtig!“, bimmelte die kleine Glocke und sie klang aufgeregt.
„Pssst! Sei leise! Jetzt ist keine Glockenzeit!“, mahnte die große Glocke. „Und das mit dem Beten, werte Kollegin, haben die Menschen wohl verlernt. Ebenso wie das Zuhören.“
„Ja, verlernen sie denn alles? Ob sie uns auch nicht mehr sehen?“ Die Betglocke war ratlos. Und traurig auch.
„Wir sollten uns in Erinnerung bringen, jeden Tag! Das können wir auch alleine. Wir sind doch nicht auf die Menschen angewiesen. Was meint ihr?“, fragte die Kleine.
„Ja, du kannst das, aber ich bin zu schwer, um mich alleine zu bewegen“, meinte die Große.
„Bei mir wird es auch schwierig sein“, ergänzte die mittlere, die Betglocke. „Ich bin auch zu dick.“
„Zu dick? Hihi! Das sagen doch nur die Menschen, wenn sie über die wahren Probleme im Leben nicht sprechen möchten“, kicherte die kleine Glocke und wenn Glocken lachen könnten, so hätten alle drei nun laut und herzlich gelacht. Dick! So etwas aber auch!
„Pah!“, rief die Betglocke. „Das werden wir ja sehen! Wer nichts probiert, erreicht auch nichts.“
„Ja, versuche es!“, brummte die große Glocke. „Du wirst gebraucht.“
„Ich auch! Ich auch!“, rief die Kleine und fing vor Aufregung schon wieder an zu bimmeln. „Ich werde läuten. Zu Beginn von jeder Stunde. Für die Menschen! Für den Frieden! Und dann ..“
„Dann werden die Menschen schon merken, dass wir ihnen etwas mitteilen möchten. Ich habe die Hoffnung, dass es so ist!“, unterbrach sie die Große und die Betglocke nickte zustimmend. Mit jedem Nicken setzte sich ihr Klöppel etwas mehr in Bewegung. Schließlich kam er so richtig in Schwung und läutete laut und vernehmlich. Schön klang das! So wunderschön und eindringlich, dass die beiden anderen Glocken ergriffen schwiegen.
Da es die Betglocke war, die mit sonorem Klang alleine läutete, merkten viele Menschen auf. War es Zeit für ein Gebet? Sie ließen ihre Arbeit liegen und nahmen sich Zeit und beteten. Ein kleines, stummes Gebet für den Frieden.
Die große Glocke und das kleine Glöckchen hielten sich zurück, sie hatten auch keine Zeit, denn sie beteten mit den Menschen auf der ganzen Welt für den Frieden.
© Elke Bräunling & Regina Meier zu Verl


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#62

RE: Adventskalender 2022

in Adventskalender 2022 18.12.2022 06:43
von Uschi | 47.022 Beiträge | 49514 Punkte

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Ich wünsche Dir zur Weihnachtszeit
ein Päckchen voll Gelassenheit,
die Dir die Weihnachtstage retten,
die Wogen voller Hektik glätten.

Ich wünsche Dir zur Weihnachtszeit
ein Päckchen voll Besinnlichkeit,
die Dich die Werte lässt erkennen,
um sie beim wahren Wert zu nennen.

Ich wünsche Dir zur Weihnachtszeit
ein Päckchen voller Herzlichkeit,
die Dir Dein Leben heller macht,
wenn auch die Sonne mal nicht lacht.

Was jetzt zu wünschen übrig bliebe?
Ein Päckchen voller Menschenliebe!
Nicht nur zur Weihnachtszeit!
Ich wünsch Dir´s für die ganze Zeit!
Julius Josef Mayer

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#63

RE: Adventskalender 2022

in Adventskalender 2022 18.12.2022 16:16
von Uschi | 47.022 Beiträge | 49514 Punkte

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Vier Kerzen im Advent
Die erste Kerze brennt für Stille,
für Ruhe und Gemütlichkeit,
für Herzlichkeit und für den Wille,
zu leben in Behaglichkeit.

Die zweite Kerze brennt für Hoffnung,
für die Kraft und für den Glauben,
für Vernunft und für die Achtung,
und für die weißen Friedenstauben.

Die dritte Kerze brennt für Anstand,
für Respekt und auch für Güte,
für Gerechtigkeit und für Verstand,
und für´s eigene Gemüte.

Die vierte Kerze brennt für Liebe,
für das Wichtigste auf dieser Welt,
es gäbe nichts das uns noch bliebe,
wär nicht sie, an Nummer Eins gestellt.
Autor: Horst Rehmann

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#64

RE: Adventskalender 2022

in Adventskalender 2022 19.12.2022 09:04
von Uschi | 47.022 Beiträge | 49514 Punkte

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Das letzte Licht am Kranz scheint,
in wenigen Tagen ist die Familie vereint,
der 4. Advent alles hinter einem lässt,
folgt nun ein wundervolles Weihnachtsfest,
Altes und Schlechtes ist nun vergangen,
lasst uns das Schöne gemeinsam empfangen.

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#65

RE: Adventskalender 2022

in Adventskalender 2022 19.12.2022 16:16
von Uschi | 47.022 Beiträge | 49514 Punkte

Das unerwartete Geschenk
In der Küche steht Frau Schuster und rührt nachdenklich in der Suppe. Frau Schuster ist die Mutter von Monika und Sabine und während sie das Mittagessen vorbereitet, denkt sie an ihre Mutter, die Oma der Mädchen.
„Dieses Jahr feiern wir zum ersten mal Weihnachten nicht bei Oma", denkt sie. Monika und Sabine haben schon die Plätzchen vermisst, die sie sonst immer gebacken hatte. Aber die Oma war dieses Jahr ins Altersheim gezogen. Die Wohnung, in der Monika, Sabine und ihre Eltern wohnen, ist einfach zu klein, um die Oma noch aufzunehmen.
Also hatte die Oma beschlossen, ins Altersheim zu ziehen. „Das ist doch gar kein Problem", hatte Oma gesagt, „mach dir keine Sorgen um mich." Aber Frau Schuster macht sich Sorgen. Weil sie auch den ganzen Tag arbeiten muss, war wenig Zeit, die Oma zu besuchen.
Herr Schuster, der Papa von Monika und Sabine hatte sie getröstet, es doch für alle so besser sei, aber Frau Schuster hat doch ein schlechtes Gewissen. Und jetzt ist auch noch Weihnachten, das Fest der Familie. Die Mutter hat der Oma den Besuch der ganzen Familie für den ersten Weihnachtsfeiertag angekündigt, aber den Heilig Abend wollten sie mit den Kindern zu Hause feiern.
Damit die Oma aber nicht ohne Gruß von ihnen wäre, haben sie alle zusammen Plätzchen gebacken. Jetzt am Nachmittag des Heiligen Abends sollen Monika und Sabine die Plätzchen der Oma ins Altersheim bringen.
Die Mutter macht gerade die Päckchen mit den Plätzchen fertig und bindet noch eine extra schöne Schleife drum herum. Monika und Sabine sind gar nicht begeistert. Sie trödeln herum, finden nicht den rechten Schuh zum linken und ziehen lange Gesichter. „ Na, ihr habt wohl nicht viel Lust zur Oma zu gehen?" fragt die Mutter. „Ach Mama, muss denn das jetzt sein, wir sehen sie doch sowieso morgen noch" meint Monika. Ihre kleinere Schwester Sabine fügt hinzu: „Jetzt, so kurz bevor das Christkind kommt, sollen wir noch einmal weggehen? Vielleicht verpassen wir ja dann das Christkind?" Da muss die Mutter lachen: „Das Christkind wartet bestimmt auf euch. Ich sag ihm, dass ihr gleich wieder da seit, wenn es kommt, einverstanden?"
Zweifelnd guckt Sabine ihre Mutter an, aber sie lässt nicht locker. "Jetzt zieht bitte noch eure Wintermäntel an und dann geht ihr los" Schließlich machen sich die beiden auf den Weg zum Altersheim. Es liegt nicht weit von der Wohnung der Eltern entfernt und sie können zu Fuß hingehen. Als sie so den Weg zum Altersheim entlang schlendern unterhalten sie sich.
„Ich bin ja gespannt, was ich bekomme", sagt Monika. „Auf meinem Wunschzettel habe ich ja alles genau aufgeschrieben, aber ob das Christkind auch alles gelesen hat?" „Da bin ich auch neugierig", sagt Sabine. „Hoffentlich bekommen wir nicht wieder das Gleiche" Damit es keinen Streit zwischen ihnen gibt, hatten sie im letzten Jahr beide das Gleiche bekommen. Aber dieses Jahr sind sie alt genug, um zu sehen, dass, wenn sie alles teilen, sie doppelt so viel haben.
„Hoffentlich gibt es bald genug Schnee, dass wir mit dem Papa zum Rodeln gehen können", meint Monika noch und Sabine nickt. Dann sind sie auch schon am Altersheim angekommen. Während sie den langen Gang entlang wandern, gucken sie auf die großen Zahlen, die an den Türen befestigt sind. Das sind die Zimmernummern. „Oma wohnt in Zimmer Nr. 286", hat Mama gesagt", erinnert sich Monika. Gemeinsam suchen sie nach der richtigen Tür. „Da, Nummer 286" liest Sabine. „Hier müsste es sein".
Unschlüssig stehen sie vor der Tür und gerade, als sie anklopfen wollen, hören sie seltsame Geräusche von drinnen. Sabine guckt Monika an, Monika guckt Sabine an. Beide machen ein verwirrtes Gesicht, denn was sie hören, ist lautes Lachen und Gespräche. Zaghaft öffnen sie die Tür. Ob das auch das richtige Zimmer ist? Drinnen sehen sie die Oma mitten unter anderen alten Leuten. Sie unterhalten sich lebhaft und lachen miteinander.
„Kommt nur rein „ , sagt die Oma und stellt den anderen stolz ihre Enkelkinder vor. „ Das sind meine Enkeltöchter Monika und Sabine", sagt sie. „Und das ist Herr Reinhold", stellt sie weiter vor, „und das die Frau Anneliese." Monika und Sabine geben den beiden die Hand und bleiben etwas schüchtern stehen.
Damit haben sie nicht gerechnet, dass die Oma Besuch hat. Aber schon haben sie die beiden auf das Sofa gezogen, während die Oma Kakao kocht. Auf dem Tisch sind lauter Fotoalben ausgebreitet, in denen viele alte Fotos zu sehen sind. Da kommt die Oma mit dem Kakao. Als Monika und Sabine ihre Tassen nehmen und vom Kakao trinken, stellen sie fest: „Der schmeckt aber komisch"
Die Oma lächelt geheimnisvoll und sagt: „Das ist ein Weihnachts- Spezialrezept, ich habe Zimt hineingetan. „ Sabine trinkt noch einmal und sagt: „Hm, der schmeckt aber gut. Das sollte Mama auch mal machen." Frau Anneliese guckt neugierig: „Kakao mit Zimt, wie kommen sie denn darauf?"
Da beginnt die Oma zu erzählen: „Als ich noch ein junges Mädchen war, lebte ich mit meinen Eltern in einem fernen
Dann zeigt sie Monika und Sabine die Bilder von damals. Staunend betrachteten die beiden die Fotos, auf der sie die Oma als junges Mädchen in einem großen Haus sehen. „Das wussten wir ja gar nicht", meint Monika und nimmt eines ihrer Lieblingsplätzchen vom Teller. Sabine meint: „Das ist aber spannend, kannst du noch mehr davon erzählen?" „Sicher Kinder, aber jetzt wollen wir erst einmal die Kerzen anzünden. Schließlich wollen wir doch ein wenig Weihnachten feiern." „Ach ja, die Kerzen", sagt der alte Herr Reinhold und zeigt auf ein altes Foto in einem anderen Album, das er mitgebracht hat. Neugierig gucken Monika und Sabine hinein.
„Damals haben wir Weihnachten noch in Brasilien gefeiert", erzählt Herr Reinhold. „Und in Brasilien fällt das Weihnachtsfest mitten in den Sommer. Wenn wir nachmittags die Kerzen aufgesteckt hatten, dann waren manche von ihnen abends schon so weich von der Hitze, dass sie ganz verbogen in den Haltern standen. Dann konnten wir sie gar nicht mehr anzünden…"
Herr Reinhold war nämlich in einer Deutschen Kolonie in Brasilien geboren und hatte seine Jugend dort verbracht, bevor er hierher kam. Sabine lacht: „Dann hättet ihr ja eine Palme nehmen können, statt einer Tanne" „Ja", lacht Herr Reinhold, „das haben wir Kinder damals auch vorgeschlagen." Monika kann sich gar nicht vorstellen, mitten im Sommer Weihnachten zu feiern. „Weihnachten ist doch erst richtig Weihnachten, wenn ganz viel Schnee liegt", sagt sie.
Da fällt auch der Frau Anneliese mit dem schönen Kleid noch eine Geschichte ein. „Wisst ihr", sagt sie, „als ich noch jung war, da gab es einmal ein Weihnachten mit ganz viel Schnee. Er lag so hoch, dass wir kaum hindurch kamen. Damals trugen wir ja noch lange Röcke und die mussten wir immer hochheben, damit sie nicht nass wurden." „Ach ja, die langen Röcke" , erinnert sich die Oma und lacht. „Dann waren sie also nicht wie Oma und Herr Reinhold zu Weihnachten in einem fernen Land?" fragt Sabine neugierig.
„Nein, nein", schüttelt Frau Anneliese den Kopf, „ich war immer hier. Damals war ich Näherin. Ich hatte eine Nähmaschine von meiner Mutter bekommen und damit zog ich von Haus zu Haus. Wenn ich zu einem Hof kam, an dem es etwas zu nähen gab, dann blieb ich dort eine Zeit lang und machte die Näharbeiten." „Was haben sie denn da genäht?" fragt Monika. „Ach wisst ihr, damals konnte man die Kleider noch nicht so kaufen, wie heute, da hat man vieles selbst genäht, so wie dieses Kleid hier, was ich anhabe. Und wenn die Kinder aus ihren Sachen herausgewachsen waren , dann haben wir sie eben geändert. Nach einiger Zeit, wenn alles fertig war, zog ich weiter zum nächsten Hof." „Das ist praktisch", sagt Monika, „ da haben sie ja gar kein Zimmer gebraucht." „Nein", lacht Frau Anneliese, „ich war überall zu Hause."
Auf einmal klingelt das Telefon. Es ist die Mutter, die besorgt nach Monika und Sabine fragt. Inzwischen ist es schon Abend geworden und Sabine und Monika haben gar nicht gemerkt, wie schnell die Zeit vergangen ist. „Dann beeilt euch jetzt mal, damit ihr das Christkind noch seht", sagt die Oma. „Dürfen wir denn jetzt öfter kommen?" fragt Monika. „Ich möchte noch mehr Geschichten hören", fügt Sabine hinzu. „Natürlich" sagt die Oma und auch Herr Reinhold und Frau Anneliese nicken freundlich zum Abschied.
Birgit Zimmermann


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#66

RE: Adventskalender 2022

in Adventskalender 2022 20.12.2022 07:31
von Uschi | 47.022 Beiträge | 49514 Punkte



Frohes Fest
Plätzchenduft zieht durch das Haus,
versperrt sind manche Schränke.
Es weihnachtet, man kennt sich aus,
und wohlsortiert sind die Geschenke.

Man freut sich auf das Kinderlachen
und auf ein paar Tage – ruhig und still,
andern mal eine Freude machen,
das ist es, was man will.
Weihnachtskarten trudeln ein
von allen Ecken und Kanten,
die meisten sind, so soll es sein,
von lieben und anderen Verwandten.


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#67

RE: Adventskalender 2022

in Adventskalender 2022 20.12.2022 08:54
von Uschi | 47.022 Beiträge | 49514 Punkte

Diese Weihnachtsgeschichte
habe ich in diesem Jahr für meinen Sohn geschrieben.
Als Alternative zur religiösen Geschichte,
aber in Anlehnung an Bräuche. © 2014 Patrick Häfliger

Die Weihnachtsfee

Die Tage werden immer kürzer. Es wird spät hell und früh dunkel. Deshalb macht sich die Weihnachtsfee auf den Weg, um uns etwas Licht zu bringen. Um pünktlich zu uns zu kommen, muss sie aber vier Aufgaben überwinden. Und nach den vier Aufgaben braucht sie noch ein paar Tage bis sie bei uns zu Hause ist.

1. Advent | Die Erste Aufgabe – der Feuer Zauber
Die Weihnachtsfee macht sich von ihrer Hütte tief in einem Wald auf den Weg. Sie läuft und schwebt zwischen dicken Baumstämmen hindurch. Sie muss durch dichte Blätter und geht immer weiter, bis sich der Wald langsam lichtet. Die Bäume und Tannen werden weniger und plötzlich liegt vor ihr ein Tal. Dieses Tal muss sie durchqueren. Sie will schon den ersten Fuss setzen, da merkt sie, dass es ganz glatt ist. Sie schaut nochmal genauer hin: Das ganze Tal ist vereist! Wenn sie jetzt loslaufen würde, würde sie auf dem Eis ausschlipfen und das Tal hinunter fallen. Also muss sie sich überlegen, was sie jetzt tun soll.
Was könnte sie tun? Hast du Ideen?
Sie entscheidet sich für den Feuer-Spruch. Diesen hatte sie mal gelernt, wenn sie etwas Feuer braucht.
„Feurilius – Eismidikus“ mit ihrem Feen-Stab zeigt sie auf das Tal. Vom Feen-Stab wird eine Feuerszunge ausgesandt. Das Flämmlein schlängelt sich ins Tal hinab durch das Eis hindurch. Es hinterlässt einen schmalen Weg, wo die Weihnachtsfee nun ohne Probleme hindurch laufen kann.
Somit hat sie die erste Aufgabe erledigt. Um das zu feiern und uns die ganze Woche daran zu erinnern zünden wir die erste Kerze an.

2. Advent | Die zweite Aufgabe – der Licht Zauber
Das vereiste Tal hatte die Weihnachtsfee letzte Woche erfolgreich gemeistert. Inzwischen ist sie schon viel weiter gelaufen und nun in der Schlucht der Schatten angekommen. Die Schlucht der Schatten ist eine ganz dunkle Schlucht, wo man nichts sieht. Da drin hat es aber ganz spitze Felsen und Steine. Es ist gefährlich ganz im Dunkel dort hindurch zu laufen. Wenn die Weihnachtsfee jedoch einen anderen Weg nehmen würde, dann hätte sie viel zu lange bis sie bei uns ist. Also muss sie durch die Schlucht der Schatten hindurch.
Als erstes versucht sie es mit einer Kerze. Die Kerze erhellt den Weg, sodass sie genug sehen würde. Doch kaum hat die Weihnachtsfee die Kerze angezündet, kommt ein eisiger Wind aus der Schlucht und bläst die Kerze wieder aus.
Was könnte sie jetzt tun? Hast du eine Idee?
Plötzlich erinnerte sich die Weihnachtsfee an die Feen-Schule. Dort hatte sie doch mal einen Licht-Zauber gelernt. Doch wie ging der noch gleich? „Lichtibus – Fudikus“? Nein. „Lichtikus – Rubilus“? Nein, das stimmte auch nicht.
Und auf einmal weiss sie es wieder: „Leuchtelius – Stabelius“!
Und tatsächlich, der Feen-Stab fängt an zu leuchten. Mit dem Licht des Feen-Stabes kann die Weihnachtsfee den Weg nun gut erkennen und sieht auch die spitzen Felsen und Zacken. Sie weicht allem aus und gelangt so ohne Probleme durch die Schlucht.
Damit hat sie die zweite Aufgabe erledigt. Um das zu feiern und uns die ganze Woche daran zu erinnern zünden wir die zweite Kerze an.

3. Advent | Die dritte Aufgabe – der Blitz Zauber
Letzte Woche hatte die Weihnachtsfee erfolgreich die Schlucht der Schatten durchquert. Mittlerweilen ist sie im Gespenster-Wald angekommen. Der Gespenster-Wald ist ein kleines Stück Wald, was die Weihnachtsfee durchqueren muss. Im Gespenster Wald hausen böse Gespenster. Wenn man Pech hat, wird man von den Gespenstern gefangen und irrt immer im Wald herum, wo einem die bösen Gespenster immer wieder von neuem erschrecken.
Die Weihnachtsfee überlegte schon die ganze Woche, was sie tun könnte um den Gespenster-Wald zu durchqueren. Bis jetzt ist ihr noch nichts in den Sinn gekommen. Aber sie muss dringend durch diesen Wald, sonst ist sie nicht rechtzeitig bei uns.
Was könnte sie nur tun? Hast du eine Idee?
Kurz bevor der Gespenster-Wald beginnt, fällt es ihr wie ein Geistesblitz ein. Sie hatte mal den Blitz-Zauber gelernt. Damit konnte sie ganz viele kleine Blitze von ihrem Feen-Stab losschicken. Und mit den Blitzen wird sie die Gespenster blenden, sodass diese die Weihnachtsfee gar nicht gefangen nehmen können.
Sie spricht den Zauberspruch: „Blitzibidus – Geistigikus“!
Der Feen-Stab fängt wild an zu blitzen. Kleine Blitze werden rings herum gesprüht. Die Weihnachtsfee beeilt sich und springt schnell durch den Wald hindurch.
Damit hat sie die dritte Aufgabe erledigt. Um das zu feiern und uns die ganze Woche daran zu erinnern zünden wir die dritte Kerze an.

4. Advent | Die vierte Aufgabe – der Nebel Zauber
Letzte Woche musste die Weihnachtsfee den Gespenster Wald durchqueren. Jetzt ist sie schon ganz nah bei uns. Aber ein letztes Hindernis muss sie noch überwinden. Ein hoher Berg steht vor ihr. Wenn sie aber über den Berg laufen muss, dann kommt sie wohl erst nächstes Jahr an. Es gibt aber eine Abkürzung. Es ist ein Tunnel, mitten durch den Berg. Man nennt ihn auch den Kobold-Tunnel. Denn in diesem Tunnel leben Kobolde. Die Kobolde versuchen jeden, welcher in den Tunnel kommt zu verwirren, sodass man sich verläuft und nicht mehr hinausfindet. Das möchte die Weihnachtsfee natürlich nicht, weshalb sie sich etwas überlegen muss, um ohne Probleme durch den Tunnel unter dem hohen Berg durchzukommen.
Hast du schon eine Idee, wie sie diese letzte Aufgabe meistern könnte?
Die Weihnachtsfee steht vor dem Eingang des Tunnels. Sie zündet ihre Laterne an, sodass sie auch etwas sieht im Tunnel. Denn dort hat es natürlich kein Licht. Und dann hat sie auch eine Idee, wie sie die Kobolde überlisten könnte. Sie kennt nämlich einen Nebel Zauber. Damit kann sie sich mit Nebel umhüllen und die Kobolde können sie nicht sehen.
Sie spricht den Zauberspruch: „Nebelius – Stakelius“!
Und Schwuppes ist sie in dichten Nebel gehüllt. Damit kann sie nun unbeschwert durch den Tunnel der Kobolde hindurchlaufen.
Jetzt hat sie die vierte und letzte Aufgabe gelöst. Wir zünden also die vierte Kerze an. Die Weihnachtsfee ist nun ganz nah. Sie braucht nur noch 5 Tage , bis sie bei uns ist.

Veröffentlicht am: 25. Dezember 2014



Anita findet das Top
zuletzt bearbeitet 20.12.2022 08:57 | nach oben springen

#68

RE: Adventskalender 2022

in Adventskalender 2022 20.12.2022 12:35
von Lyn | 1.716 Beiträge | 2271 Punkte

Liebe Uschi,
ich weiß nicht, ob ich hier richtig bin,

Wir wünschen allen in diesem Forum ein gesegnetes, friedvolles Weihnachten u einen guten Rutsch in das neue Jahr 2023.

Möge es Euch allen gut gehen bei guter Gesundheit im Kreise Eurer Liebsten.

In diesem Sinne, Alles Liebe Lyn


- In diesem Sinne,...
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#69

RE: Adventskalender 2022

in Adventskalender 2022 20.12.2022 17:06
von Uschi | 47.022 Beiträge | 49514 Punkte

liebe @lyn

einen schöneren Abschluß vom Adventskalender 2022
kann man sich garnicht Vorstellen.
Denn die Wünsche für ein friedvolles und gesegnetes Weihnachten
ich denke das wünschen wir uns alle.


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