Von Gründonnerstag zur Osternacht
Traditionen und Rituale zum höchsten christlichen Fest
Osterhase, Osterfeuer, Osterfrühstück, Eier suchen … und das soll christlich sein? Einige heidnische Frühlingsbräuche haben sich eingeschlichen. Wie können wir Ostern als Christen so feiern, dass der Sinn des Festes wieder deutlich wird?
Wer als Christ „richtig“ Ostern feiern will, der geht natürlich in die Kirche, und zwar – um den vollen Sinn des Festes mitzuerleben – ganze drei Mal: Am Gründonnerstag, am Karfreitag und in der Nacht zum Ostersonntag. Mittlerweile feiern nicht nur katholische, sondern auch einige evangelische Gemeinden das „Triduum Sacrum“: Danach gehören alle drei Kirchgänge zusammen und bilden einen einzigen Gottesdienst. Dahinter steht die Überzeugung, dass Leiden, Tod und Auferstehung Christi in ihrer Bedeutung nicht voneinander zu trennen sind. Die Frage, welcher Feiertag der höchste ist – Karfreitag oder Ostersonntag – ist gegenstandslos, denn die Kreuzigung ergibt ohne Auferstehung keinen Sinn und die Auferstehung ist nicht ohne Kreuzigung denkbar.
Die Feiertage gehören also zusammen, und das Fest beginnt am Gründonnerstagabend mit dem Besuch eines Abendmahlsgottesdienstes. Das Abendmahl erinnert an Jesu letztes Mahl mit den Jüngern. Im Essen und Trinken symbolisieren Christen die Gemeinschaft untereinander und mit ihrem Herrn, bezeugen sein Leiden und Sterben und vergewissern sich der Vergebung ihrer Sünden. Wenn es nur einen Abend im Jahr gäbe, an dem das Abendmahl liturgisch seinen Platz hätte, dann wäre es der Gründonnerstag, der Abend bevor Jesus in den Tod ging.
Von der Grabesruhe ins Licht
Am Karfreitag ist Ruhe. Manche Christen versuchen an diesem Tag zu schweigen, um sich ganz auf Jesu Leiden zu konzentrieren. An diesem Tag sollte nichts Lustiges unternommen werden, man schlägt sich nicht den Bauch mit Leckereien voll, geht auch nicht tanzen – statt dessen wieder in die Kirche zum zweiten Teil des Triduum Sacrum. Traditionell findet der Gottesdienst um 15 Uhr, zu Jesu Todesstunde statt, thematisch geht es darum, was Jesu Sterben am Kreuz für uns Christen bedeutet. Die Kirche ist nicht geschmückt, die liturgische Farbe ist schwarz, traurige Lieder wie „O Haupt voll Blut und Wunden“ von Paul Gerhardt werden gesungen. In der katholischen Kirche ist der Karfreitag der einzige Tag, an dem keine Hostien geweiht, sondern die vom Vortag aufgebraucht werden.
Dann kommt der Karsamstag, der Tag der Grabesruhe Christi. Hektische Ostervorbereitungen sind an diesem „Zwischentag“ ebenso unpassend wie lautes Partyfeiern. Doch am Abend geht es dann schon langsam auf Ostern zu und die Stimmung wird fröhlicher: In vielen Gemeinden werden mit dem Einbruch der Dunkelheit Osterfeuer angezündet. Ist das nicht ein heidnischer Frühjahrsbrauch, der den Übergang vom Winter zu Frühling markiert? Mag sein, aber man kann ihn – wie viele Bräuche – durchaus christlich uminterpretieren: Mit der Finsternis ist es bald vorbei, das Licht kommt in die Welt, symbolisiert durch das Feuer.
Der dritte Teil des Triduum Sacrum wird am späten Abend oder am frühen Morgen gefeiert – jedenfalls in der Osternacht. Denn schließlich ist Jesus nach den biblischen Berichten in der Nacht auferstanden, die Frauen fanden am frühen Morgen das leere Grab vor. Wird der Gottesdienst am Abend gefeiert, kann die Auferstehung durch Kerzenlicht symbolisiert werden; feiert man in den Morgen hinein, wird es von selbst hell. Die aufgehende Sonne am ersten Tag der Woche steht als Symbol für die Auferstehung Christi. Pech, wenn es am Ostermorgen regnet oder schneit.